„Dämmersee“ – Ein Abschied mit gemischten Gefühlen

Manche Bücher, manche Reihen begleiten uns über Jahre, lassen uns in ihre Welten eintauchen und uns mit ihren Charakteren mitfiebern. Und wenn es dann plötzlich heißt, Abschied zu nehmen – wenn man das letzte Buch einer Reihe in den Händen hält – dann macht sich oft Wehmut breit. Genau so ging es mir mit „Dämmersee“, dem großen Finale der Hanna-Duncker-Serie von Johanna Mo.

Ich habe mich so sehr auf dieses Buch gefreut. Die Reihe hat mich von Anfang an gepackt, mit ihren düsteren Geheimnissen, der melancholischen Atmosphäre der schwedischen Insel Öland und natürlich mit der faszinierenden Hauptfigur Hanna Duncker. Doch nun, nach fünf Bänden, ist es vorbei – und leider muss ich sagen: Ich hatte höhere Erwartungen.

Worum geht es?

Ein Jahr ist vergangen, seit Hanna Duncker nach Öland zurückgekehrt ist, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Viel hat sich seither verändert: Sie ist mittlerweile Mutter, in wenigen Tagen wird sie heiraten, und eigentlich könnte ihr Leben nun endlich in ruhigere Bahnen geraten. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein.

Ihr Kollege Erik Lindgren ruft sie an und überbringt eine schockierende Nachricht: Ihr ehemaliger Chef Ove wurde ermordet.

Ove war erst seit Kurzem im Ruhestand, sein Tod kommt überraschend – doch schnell drängt sich eine beunruhigende Frage auf: Hat sein Mord etwas mit Hannas Vater zu tun? War Ove in das Verbrechen verwickelt, das ihren Vater damals hinter Gitter brachte? Und hat er nun für sein Schweigen mit dem Leben bezahlt?

Für Hanna ist klar: Wenn sie die Wahrheit herausfinden will, dann muss sie das letzte Kapitel in dem schwierigsten Fall ihres Lebens aufschlagen – und sich endgültig all den Schatten stellen, die seit Jahren über ihr Leben hängen.

Mein Leseeindruck: Ein Finale, das nicht ganz überzeugt

Ich hatte hohe Erwartungen an „Dämmersee“ – vielleicht zu hohe. Die Hanna-Duncker-Serie hat mich mit ihren vorherigen Bänden absolut gefesselt: Die dichte, düstere Atmosphäre Ölands, die vielschichtige Hauptfigur Hanna und die spannenden Kriminalfälle haben mich immer wieder begeistert. Doch dieses Finale? Es konnte mich leider nicht komplett überzeugen.

Versteht mich nicht falsch: Johanna Mo kann schreiben. Ihr Stil ist nach wie vor flüssig, atmosphärisch und angenehm zu lesen. Auch die Grundidee der Geschichte ist vielversprechend – immerhin geht es um das letzte große Geheimnis von Hannas Vergangenheit. Doch gerade der Mittelteil des Buches zog sich für mich enorm in die Länge. Wo ich mir einen stetig wachsenden Spannungsbogen gewünscht hätte, hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte auf der Stelle tritt.

Besonders enttäuschend war für mich das Ende. Ich hatte gehofft, dass alle offenen Fragen beantwortet werden, dass ich nach fünf Bänden endlich das große Ganze sehen kann. Doch stattdessen blieben einige wichtige Fragen ungeklärt. War das Absicht? Habe ich etwas übersehen? Oder gibt es – und das ist meine große Hoffnung – vielleicht doch noch eine Fortsetzung?

Das Finale dieser Reihe fühlt sich für mich nicht ganz abgeschlossen an. Ich hatte das Gefühl, dass einige Handlungsstränge zu abrupt beendet oder nicht tief genug ausgeführt wurden. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich für diesen letzten Band noch mehr Zeit zu nehmen und die Auflösung gründlicher auszuarbeiten.

Ein wehmütiger Abschied mit Schwächen

„Dämmersee“ ist der Abschluss einer Krimireihe, die mich über lange Zeit begleitet hat und die ich insgesamt sehr gerne gelesen habe. Die Reihe als Ganzes kann ich absolut empfehlen – die düstere Atmosphäre, die vielschichtigen Charaktere und die spannenden Fälle machen sie zu einer großartigen skandinavischen Krimiserie.

Doch dieses Finale? Leider eine kleine Enttäuschung.

Ich hätte mir einen spannenderen Mittelteil, eine komplett aufgeklärte Geschichte und eine rundere Auflösung gewünscht. Stattdessen bleibt ein leicht unbefriedigendes Gefühl zurück. Trotzdem: Wer die Reihe kennt und liebt, wird auch dieses Buch lesen wollen – schon allein, um zu erfahren, wie es mit Hanna Duncker zu Ende geht.

Meine Bewertung: 3/5 ⭐️ – ein solider Abschluss, aber nicht der große Knall, den ich mir erhofft hatte.