Mit „Gottlos“, dem fünften Band der Grant-County-Serie, beweist Karin Slaughter einmal mehr, warum sie zu den Meisterinnen des Thrillers gehört. Von der ersten Seite an gelingt es ihr, die Leser in die düstere und verstörende Welt von Grant County zu ziehen. Dieses Buch kombiniert eine grausame Tätersuche mit tiefgehenden Einblicken in die Abgründe menschlicher Beziehungen und religiöser Fanatismen.
Ein Spaziergang mit fatalen Folgen
Alles beginnt mit einem scheinbar harmlosen Spaziergang von Polizeichef Jeffrey Tolliver und Dr. Sara Linton. Während die beiden versuchen, ihre komplizierte Beziehung zu klären, stolpern sie mitten in den Wäldern über etwas, das ihr Leben erneut auf den Kopf stellt: die Leiche eines jungen Mädchens. Erste Untersuchungen ergeben, dass das Opfer lebendig begraben wurde – ein schockierendes Verbrechen, das die Ermittler in ihren Grundfesten erschüttert.
Trotz der Belastung durch ihre eigene gemeinsame Vergangenheit müssen Jeffrey und Sara professionell zusammenarbeiten, um den Täter zu finden. Während Jeffrey und seine Kollegin Lena Adams auf eine religiöse Gemeinschaft stoßen, die in einer abgeschiedenen Gegend lebt, wird die Suche nach Antworten immer schwieriger. Dunkle Geheimnisse und Spannungen innerhalb der Gemeinschaft erschweren die Ermittlungen – und als ein weiteres Mädchen verschwindet, läuft die Zeit davon.
Fesselnde Charaktere und ein eindringlicher Schreibstil
Wie in all ihren Büchern gelingt es Karin Slaughter auch in „Gottlos“, ihre Figuren mit Tiefe und Authentizität auszustatten. Sara und Jeffrey wirken mit all ihren Ecken und Kanten glaubwürdig, und ihre Beziehung verleiht der Geschichte zusätzliche Emotionalität. Jeffrey steht im Konflikt zwischen seinen Gefühlen für Sara und seiner Verantwortung als Ermittler, während Sara versucht, ihre eigene Vergangenheit zu verarbeiten. Besonders spannend ist auch Lena Adams’ Entwicklung, die in diesem Fall mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert wird.
Slaughters Schreibstil bleibt dabei wie immer direkt, klar und unverblümt. Die Autorin scheut sich nicht, auch schwierige Themen anzusprechen, und genau das macht ihre Werke so intensiv. Der Wechsel zwischen actiongeladenen Szenen und ruhigeren, emotionalen Momenten sorgt für eine perfekte Balance.
Eine Herausforderung für die Nerven
Die Thematik in „Gottlos“ ist alles andere als leicht zu verdauen. Der Einblick in religiöse Fanatismen und die Abgründe von Gemeinschaften, die sich nach außen hin als unantastbar geben, ist bedrückend und schockierend zugleich. Leser, die persönliche Berührungspunkte mit Religion haben, könnten das Buch als emotional herausfordernd empfinden. Doch genau diese unangenehmen Wahrheiten sind es, die „Gottlos“ so eindringlich und lesenswert machen.
„Gottlos“ ist ein Thriller, der weit über die bloße Suche nach einem Täter hinausgeht. Mit einer brillanten Mischung aus Spannung, Grausamkeit und emotionaler Tiefe zeigt Karin Slaughter einmal mehr, warum sie eine der beliebtesten Autorinnen dieses Genres ist. Die komplexen Charaktere, die erschreckend realistischen Einblicke in die Abgründe menschlichen Handelns und die düstere Atmosphäre machen dieses Buch zu einem wahren Pageturner.
Von mir gibt es 4,5/5 ⭐️ für diese mitreißende und emotionale Lektüre. Für Fans der Grant-County-Serie ein absolutes Muss – und für alle, die packende, anspruchsvolle Thriller lieben, eine klare Empfehlung.