Nachdem ich im letzten Jahr Finster von Ivar Leon Menger gelesen habe und es mich so begeistert hat, war klar: Ich muss unbedingt mehr von diesem Autor lesen. Und als ich den Klappentext von Als das Böse kam gesehen habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Eine abgeschiedene Insel, eine Familie voller Geheimnisse und die ständige Bedrohung durch das „Böse“ – das klang nach einem Buch, das mir eine Gänsehaut garantieren würde.
Worum geht es?
Die Geschichte spielt auf einer kleinen, abgeschotteten Insel, auf der Juno, ihre Familie und ihre Ängste leben. Die 16-Jährige und ihr Bruder wachsen in völliger Isolation auf. Ihr Leben dreht sich um alltägliche Beschäftigungen wie Fischfang oder Kuchenbacken – doch im Hintergrund lauert die ständige Angst vor Fremden. Ihr Vater hat ihnen eingetrichtert, dass diese Fremden kommen könnten, um sich für eine Schuld zu rächen, die er in der Vergangenheit auf sich geladen hat. Die Blockhütte ist der einzige sichere Ort, und ein geheimer Schutzraum bietet zusätzlichen Schutz, sollte das Böse kommen.
Doch bald wird klar, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Nach und nach bröckelt die Fassade der heilen Welt, und Juno muss sich die Frage stellen, wem sie überhaupt noch vertrauen kann – selbst innerhalb ihrer Familie.
Was mich sofort überzeugt hat:
Bereits der Einstieg in das Buch hat mich gefesselt. Ivar Leon Menger schafft es, mit wenigen Worten eine beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die sich durch das gesamte Buch zieht. Besonders gelungen fand ich die Erzählperspektive aus Junos Sicht. Ihre Naivität und ihr eingeschränkter Blick auf die Welt wirken absolut authentisch. Gleichzeitig gibt es immer wieder Momente, in denen ihre kindliche Sichtweise auf die harte Realität trifft – was mich emotional total mitgenommen hat.
Der Schreibstil von Menger ist klar und prägnant, ohne dabei oberflächlich zu wirken. Er schafft es, Spannung aufzubauen, ohne dabei zu hetzen. Besonders beeindruckend ist, wie viel Atmosphäre er auf wenigen Quadratmetern erzeugt. Die Geschichte spielt fast ausschließlich in und um die Blockhütte der Familie, doch ich hatte nie das Gefühl, dass es eintönig wird. Jede Szene bringt neue Wendungen, neue Fragen und neue Gefahren – und das macht das Buch so fesselnd.
Was mir besonders gut gefallen hat:
Die Aufteilung der Geschichte in drei Teile fand ich sehr gelungen. Der erste Teil wirft viele Fragen auf und baut eine enorme Spannung auf. Man erfährt mehr über die isolierte Welt von Juno und ihrer Familie und beginnt zu ahnen, dass hinter den Warnungen des Vaters viel mehr steckt, als er preisgibt. Besonders stark fand ich, wie der Autor die psychologischen Dynamiken innerhalb der Familie darstellt. Die Beziehung zwischen Juno, ihrem Bruder und ihren Eltern ist komplex und voller unausgesprochener Wahrheiten, die nach und nach ans Licht kommen.
Der zweite Teil bringt mehr Action und Enthüllungen. Hier werden einige der Fragen beantwortet, die der erste Teil aufgeworfen hat, und die Bedrohung durch das „Böse“ rückt immer näher. Der letzte Teil ist dann ein packendes Finale, in dem sich die Fäden der Geschichte zusammenfügen.
Kritikpunkte:
So spannend die Geschichte auch war, hatte ich dennoch zwei Punkte, die mich ein wenig gestört haben. Zum einen war der erste Teil so stark, dass die beiden folgenden Abschnitte etwas darunter gelitten haben. Die Handlung wurde vorhersehbarer, und ich hatte das Gefühl, dass die Spannung etwas abnahm. Ich hätte mir gewünscht, dass der Autor hier noch ein paar Überraschungen eingebaut hätte. Zum anderen blieben am Ende einige Fragen offen, was mich etwas unbefriedigt zurückgelassen hat. Besonders bei einem so starken Anfang hätte ich mir ein runderes Ende gewünscht.
Als das Böse kam ist ein intensiver und atmosphärischer Thriller, der mich von der ersten Seite an gepackt hat. Ivar Leon Menger beweist erneut, dass er ein Meister darin ist, Spannung aufzubauen und die Psyche seiner Figuren eindringlich darzustellen. Trotz kleiner Schwächen – wie der etwas vorhersehbaren Handlung in den späteren Kapiteln – hat mich das Buch bis zur letzten Seite gefesselt.
Wenn ihr Thriller liebt, die mit wenigen Schauplätzen und einer beklemmenden Atmosphäre arbeiten, solltet ihr dieses Buch unbedingt lesen. Es ist eine spannende, emotionale und sehr durchdachte Geschichte, die noch lange nachwirkt. Von mir gibt es 4 von 5 ⭐️⭐️⭐️⭐️ Sternen – und ich freue mich schon darauf, was Ivar Leon Menger als Nächstes veröffentlichen wird!