Wenn Fantasy vom Spice verschluckt wird – und die Handlung leider im Schatten bleibt.
Ich muss ehrlich sagen: Ich mag Spice. Wirklich! Gut dosiert, sinnvoll eingebaut, mit einer Prise Spannung und einem Schuss Emotion – gerne! Aber Gilded Wings hat mich schlichtweg überfordert. Für mich war es eindeutig zu viel. So sehr, dass ich mich kaum noch an die eigentliche Handlung erinnern kann – weil der Fokus so stark auf der körperlichen Anziehung lag, dass alles andere zur Nebensache wurde.
Fantasy trifft auf Fae und… sehr viel LeidenschaftDie Ausgangsidee klang eigentlich richtig spannend: Morgan, eine junge Frau, arbeitet in einer alten Bibliothek, stolpert über ein verbotenes Buch und landet plötzlich im Reich der Fae. Klingt nach Abenteuer, Magie und alten Geheimnissen. Doch leider wurde diese interessante Prämisse schnell von zu viel Spice und einem sehr unausgewogenen Erzähltempo überdeckt.
Spice statt Substanz
Bereits auf den ersten Seiten ging es ziemlich heiß her – und ehrlich gesagt: Ich war überrascht. Nicht, weil ich prüde bin, sondern weil ich mir mehr Story gewünscht hätte, bevor es in die Vollen geht. Vieles fühlte sich überhastet und unfokussiert an. Es war weniger “Knisterspannung”, sondern mehr ein “Moment mal – was passiert hier eigentlich?”.
Ich hatte große Schwierigkeiten, eine echte Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Morgan blieb für mich oft blass, teilweise sogar naiv. Ihre Entscheidungen wirkten nicht immer nachvollziehbar, und auch ihre Chemie zu den männlichen Protagonisten – besonders zu Drager – konnte mich emotional nicht überzeugen. Es war mehr ein „Oh nein, bitte nicht schon wieder“ statt „Oh wow, was für eine Szene“.
Charaktere, die mir nicht nah kamen
Drager – der geheimnisvolle Sonnengott – wirkte auf mich eher distanziert als faszinierend. Seine Präsenz war sprunghaft, sein Verhalten launisch, und ich habe es leider nicht geschafft, wirkliches Interesse an ihm zu entwickeln. Sein Bruder Zahak hatte für mich mehr Potenzial, blieb aber ebenfalls oberflächlich gezeichnet.
Morgan hätte eigentlich eine starke, moderne Heldin sein können, aber ihr Verhalten schwankte zwischen Schlagfertigkeit und Unreife – das machte es mir schwer, sie ernst zu nehmen oder mit ihr mitzufühlen.
Magie und Weltaufbau? Viel zu kurz gekommen.
Zwischen all dem Spice blitzten zwar interessante Fantasy-Elemente auf: die Fae-Welt, alte Magie, gefährliche Kreaturen – aber sie wurden oft nur angerissen. Gerade wenn es spannend wurde, rückte sofort wieder die Romanze (oder das, was als solche gedacht war) in den Vordergrund.
Mein Fazit:
Gilded Wings hatte viel Potenzial – das Setting, die Grundidee und der Fae-Mythos hätten eine faszinierende Romantasy ergeben können. Leider ging das alles in einer Flut aus Spice und Oberflächlichkeiten unter. Für Leser*innen, die genau das suchen – eine heiße, freche Fantasy mit viel körperlicher Anziehung – mag das Buch gut funktionieren. Für mich persönlich war es zu einseitig, zu wenig emotional greifbar und zu schnell zu viel.
Gut gemeinte 3 von 5 Sternen ⭐️⭐️⭐️
Für die Grundidee, den Humor in einigen Szenen und die kreative Fantasywelt, die hoffentlich in den Folgebänden mehr Raum bekommt. Ich hoffe sehr, dass Band zwei stärker auf Charakterentwicklung und Weltenbau setzt – und dem Spice mehr Balance entgegenstellt.