15 Sekunden von Chris Warnat

Eine neue Thriller-Reihe? Sofort her damit!

Ich liebe es, mich in nervenaufreibende Fälle zu stürzen – besonders dann, wenn Gerichtsmedizin, menschliche Abgründe und Ermittlungsarbeit miteinander verwoben sind. Als mir „15 Sekunden“ von Chris Warnat in die Hände fiel, war mein Interesse sofort geweckt: Eine rätselhafte Begegnung im nächtlichen Wald, eine Protagonistin, die plötzlich in ein Netz aus Schuld, Wahrheit und Lüge gezogen wird – das klang ganz nach meinem Geschmack.

Und tatsächlich: Der Einstieg ist so schlagartig wie der Unfall, der Farahs Leben aus den Angeln hebt.

Band 1 der Wase-Rahimi-Reihe

Ein nächtlicher Zusammenstoß – und nichts ist mehr, wie es war

Nur 15 Sekunden – so kurz dauert der Moment, in dem sich alles verändert. Farah ist mit dem Auto unterwegs, als ein Mann aus dem Dunkel vor ihren Wagen läuft und durch die Windschutzscheibe kracht. Doch anstatt regungslos liegen zu bleiben, steht er auf – und läuft einfach davon.

Farah bleibt verstört zurück. Aber sie ist nicht allein. Noch jemand bewegt sich im Schatten des Waldes.

Was hat sie gesehen? Was hat sie verpasst? Und was verbirgt sich hinter der Begegnung, die erst der Auftakt zu einem viel größeren Rätsel ist?

Kritikpunkt: Ein holpriger Start

So spannend das Setting klingt – ich muss ehrlich sein: Der Einstieg ins Buch fiel mir schwer.

Die Handlung setzt sofort ein, überschlägt sich fast, ohne dass ich als Leserin die Gelegenheit hatte, mich zu orientieren. Zahlreiche Namen, komplexe Beziehungen und fragmentarische Rückblenden prasseln aufeinander – was dazu führte, dass ich das Gefühl hatte, bereits mitten in Band 3 zu stecken statt in einem Auftakt.

Eine klarere Einführung, ein langsameres Heranführen an Figuren und Hintergründe hätte hier sicher geholfen. Ich war mehrfach versucht, zurückzublättern oder nachzuschlagen, ob ich nicht versehentlich eine Vorgeschichte übersehen hatte.

Aber: Spannungsbogen & forensische Details überzeugen

Trotz aller Startschwierigkeiten hat mich der Fall selbst dann doch noch abgeholt. Sobald ich aufhörte, alles hinterfragen zu wollen, sondern mich einfach auf die Geschichte einließ, kam die Spannung in Gang.

Das psychologische Katz-und-Maus-Spiel, das sich langsam entfaltet, macht definitiv neugierig. Ich hatte lange keinen festen Verdacht, wer hinter allem steckt – was ich als positiv empfinde. Als ich endlich eine Theorie hatte, bestätigte sie sich tatsächlich – was für mich aber nicht das Lesevergnügen minderte.

Besonders stark fand ich die Abschnitte rund um Gerichtsmedizin und Obduktion. Chris Warnat versteht es, hier eindrucksvoll Wissen mit Spannung zu verknüpfen – fundiert, bildhaft und trotzdem packend. Diese Passagen zählten für mich ganz klar zu den Highlights des Buches.

Was für mich nicht funktioniert hat: Figuren & Emotionen

So gut ich den Fall fand – mit den Charakteren konnte ich wenig anfangen.

Farah blieb mir bis zum Ende fremd. Ihre Entscheidungen wirkten oft sprunghaft, ihre Gedanken schwer nachvollziehbar. Auch andere Figuren blieben eher schemenhaft – ich konnte keine wirkliche emotionale Bindung aufbauen. Das minderte für mich die Intensität der Geschichte, weil ich kaum mitfühlen oder mitfiebern konnte.

Fazit: Vielversprechende Ansätze, aber nicht ganz rund

„15 Sekunden“ ist ein Thriller, der mit einer spannenden Grundidee und einem eindrucksvollen medizinischen Setting punktet, aber durch einen überladenen Einstieg und distanzierte Figuren an emotionaler Tiefe verliert.

Chris Warnat zeigt definitiv Potenzial – vor allem in den forensischen Szenen glänzt sie mit Fachkenntnis und eindringlicher Atmosphäre. Wenn die nächsten Bände mehr Raum für Charakterentwicklung lassen und die Leser behutsamer in die Handlung einführen, könnte sich hier eine spannende Reihe entwickeln.

⭐️⭐️⭐️ 3/5 Sterne

📌 Empfehlung für:

Fans von realitätsnahen Thrillern mit medizinischem Fokus, die ein wenig Geduld für komplexe Strukturen und einen langsamen Zugang mitbringen.

📖 Weniger geeignet für:

Leser, die schnell eine emotionale Verbindung zu den Figuren brauchen oder sich schwer tun, wenn der Einstieg nicht klar strukturiert ist.

💬 Habt ihr den Auftakt der Wase-Rahimi-Reihe schon gelesen?

Wie wichtig ist euch der Zugang zu den Figuren – oder zählt für euch vor allem ein spannender Plot?

Ich bin gespannt auf eure Eindrücke – und ob euch der Einstieg leichter fiel als mir. Schreibt mir gern in die Kommentare oder auf Instagram – ich freue mich auf den Austausch!