Skandinavische Spannung? Leider nicht ganz.
Seit einiger Zeit wollte ich mich wieder in die düsteren, atmosphärischen Welten eines skandinavischen Romans stürzen – und diesmal fiel meine Wahl auf einen Kriminalroman, der mit einem vielversprechenden Klappentext und einem ansprechenden Cover lockte. Doch leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht erfüllen. Warum das so ist, erzähle ich euch hier.
Worum geht es?
Im Fokus der Handlung steht die ehemalige Journalistin Vera Bergström, die widerwillig in einen Mordfall hineingezogen wird. Unter einem Hochsitz in den schwedischen Wäldern wird die Leiche einer Frau gefunden, die auf grausame Weise ums Leben kam. Während die Polizei im Dunkeln tappt, wird Vera von ihrem früheren Zeitungschef beauftragt, die Hintergrundstory zu recherchieren. Doch je tiefer sie in den Fall eintaucht, desto dunkler wird das Bild, das sich ihr offenbart – und bald zeigt sich, dass das Opfer enger mit Veras eigener Umgebung verbunden ist, als sie geahnt hätte.
https://www.penguin.de/buecher/sara-stroemberg-im-unterholz/paperback/9783764508616
Atmosphäre und Setting: Düster, aber langatmig
Was die Autorin wirklich meisterhaft beherrscht, ist das Schaffen einer typisch skandinavischen Stimmung. Die kalten, endlosen Wälder Schwedens, die melancholische Düsternis und die kühle Distanz der Figuren – all das passt hervorragend zu einem Krimi.
Doch genau hier begann für mich auch das Problem: Die Beschreibungen waren schlicht zu ausführlich. Anstatt die Spannung durch die Handlung aufzubauen, verlor sich die Geschichte immer wieder in atmosphärischen Details, die mir irgendwann langatmig erschienen. Was anfangs noch faszinierend wirkte, zog sich zunehmend in die Länge, und so verlor ich Stück für Stück die Geduld.
Handlung und Charaktere: Viel Potenzial, wenig Spannung
Mein größtes Missverständnis lag vermutlich in der Erwartungshaltung. Ich hatte einen spannenden Mordfall erwartet, bei dem Ermittlungen, Wendungen und Überraschungen im Vordergrund stehen. Doch der Fokus der Geschichte liegt vor allem auf der Protagonistin Vera und ihrer persönlichen Reise.
Vera selbst ist eine interessante Hauptfigur, keine klassische Heldin, sondern kantig, fehlerhaft und ungewöhnlich. Das machte sie auf den ersten Blick erfrischend anders, doch leider fehlte mir im Laufe der Handlung die Tiefe, die ich mir für sie gewünscht hätte. Ihr persönliches Erleben wurde immer stärker in den Mittelpunkt gerückt, während der eigentliche Mordfall mehr und mehr zur Nebensache wurde.
Besonders enttäuschend fand ich die zweite Hälfte des Buches. Hier fiel die Spannung fast komplett ab. Die verschiedenen Zeitebenen, die anfangs noch für Dynamik sorgten, wurden ab der Mitte aufgegeben, und die Auflösung des Falls zeichnete sich so früh ab, dass ich kaum noch mitfieberte.
Das Ende: Kurz und unspektakulär
Das Finale des Buches hätte die Geschichte vielleicht noch retten können – doch leider blieb es erstaunlich blass. Ein actiongeladenes oder zumindest emotional packendes Ende? Fehlanzeige. Stattdessen wirkte das Ende fast gehetzt und ließ viele Fragen offen, insbesondere was Veras persönliche Entwicklung betrifft. Das fand ich besonders schade, denn hier lag viel ungenutztes Potenzial.
Fazit: Leider enttäuschend
Trotz der vielversprechenden Prämisse und der gelungenen skandinavischen Atmosphäre konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Die spannungsgeladene Story, die ich mir erhofft hatte, blieb aus, und die Handlung zog sich über weite Strecken.
Vera Bergström war eine interessante Protagonistin, aber auch sie konnte nicht über die Schwächen der Erzählung hinweghelfen. Alles in allem gebe ich dem Buch 3 von 5 ⭐️⭐️⭐️ Sternen, da es durchaus Ansätze hatte, die mir gefallen haben – aber ein Highlight war es definitiv nicht.
Schade, denn ich hatte mir deutlich mehr erhofft. Habt ihr das Buch vielleicht schon gelesen? Oder könnt ihr mir einen skandinavischen Krimi empfehlen, der mich mehr fesseln könnte? Ich freue mich auf eure Tipps!