Freier Fall von Clare Mackintosh – Mein Lesestart ins Katastrophenszenario eines Thrillers
Stellt euch vor: Ein Nachtflug nach Sydney, 20 Stunden in der Luft, und die Frage, ob diese Maschine jemals den Boden erreichen wird. „Freier Fall“ von Clare Mackintosh hat mich allein schon durch das spannende Szenario des ersten Nonstop-Flugs von London nach Sydney neugierig gemacht. Die Geschichte startet wie ein gesellschaftliches Spektakel mit hochkarätigen Gästen und Journalisten an Bord, aber dann entwickelt sich ein Alptraum, in dem die Hauptfigur, Mina, die folgenschwere Entscheidung zwischen dem Leben vieler und dem ihrer Tochter treffen muss.
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Mina, als Flugbegleiterin in der Business Class, ist auf diesem Höllentrip nicht nur beruflich herausgefordert. Sie steckt privat in einer Krise: Ihre Ehe scheint kurz vor dem Scheitern, und auch die Beziehung zu ihrer Adoptivtochter Sophia ist belastet. Plötzlich erhält sie eine Nachricht an Bord, die alles verändert. Ihr Dilemma: Wenn sie verhindert, dass Flug 79 sein Ziel erreicht, bleibt Sophia am Leben – andernfalls wird ihre Tochter sterben. Diese grausame Nachricht sorgt für ein moralisches Chaos, und Mina muss ihre Entscheidungen unter dem massiven Druck einer tickenden Uhr treffen.
Spannend und dicht geschrieben, ja – allerdings zieht sich das erste Drittel des Buches eher schleppend. Die Charaktere und deren Beziehungen werden ausgiebig dargestellt, was einerseits die Hintergrundgeschichte beleuchtet, andererseits das Tempo drosselt. Die Spannung nimmt erst nach gut 150 Seiten richtig Fahrt auf, wenn die Erpressung und die unmittelbare Gefahr für das Flugzeug das zentrale Thema werden. Mina wird hier zu einer komplexen Heldin, die zwischen Mut und Verzweiflung schwankt.
Ein interessanter, bedrückender Thriller, in dem die Atmosphäre an Bord so beklemmend ist, dass ich das Gefühl hatte, jeden Atemzug der Passagiere zu spüren. Die Mischung aus Terror, Beklemmung und Spannung war gelungen, auch wenn das Ende und der Epilog für mich zu plötzlich und nicht ganz stimmig wirkten.
Insgesamt ein Thriller, der mich stellenweise fesselte, mich aber aufgrund der vielen angesprochenen Themen etwas unbefriedigt zurückließ. Von mir gibt es daher 3 von 5 ⭐️⭐️⭐️ Sternen. Ein solides, wenn auch langatmiges Werk, das zum Nachdenken über die Abgründe menschlicher Entscheidungen anregt, jedoch den letzten Kick vermissen lässt.