📚🖤 Stell dir vor, du bekommst auf der Beerdigung deiner Mutter plötzlich einen Brief in die Hand gedrückt – mit Seiten aus ihrem Tagebuch. Würdest du lesen? Würdest du weiter graben, auch wenn jede Antwort neue Fragen aufwirft? Genau mit dieser Situation beginnt „Love, Mom – Kennst du ihr Geheimnis?“ von Iliana Xander.
Schon das Unboxing der exklusiven Bloggerbox war ein Erlebnis für sich. Die Briefe, die darin liebevoll verpackt waren, haben mich sofort neugierig gemacht. Es fühlte sich an, als dürfte ich selbst in Mackenzies Haut schlüpfen und diese geheimnisvollen Umschläge öffnen – ein kleines Stück Lese-Immersion, das die Geschichte für mich noch intensiver gemacht hat.
Doch beginnen wir von vorne: Mackenzie Casper lebt seit jeher im Schatten ihrer Mutter Elizabeth – einer gefeierten Thriller-Autorin, die für die ganze Welt eine Ikone war, für Mackenzie selbst aber eine komplizierte, fast unnahbare Mutterfigur. Als Elizabeth plötzlich stirbt, scheint es ein tragischer Unfall zu sein. Doch schon die Atmosphäre auf der Trauerfeier ließ mich als Leserin spüren: Da steckt mehr dahinter. Und dann kam dieser Brief. Unerwartet. Geheimnisvoll. Mit Tagebuchseiten von Elizabeth selbst. Ein Brief, der alles ins Rollen bringt – und Mackenzie auf eine gefährliche Suche nach der Wahrheit schickt.
Von da an war ich wie gefesselt. Iliana Xander erzählt Mackenzies Geschichte so eindringlich, dass ich sofort in ihre Zerrissenheit hineingezogen wurde. Einerseits Trauer und Leere, andererseits die ständige Frage: Wer war meine Mutter wirklich? Mit jedem weiteren Brief, der Mackenzie erreicht, zerbricht das Bild der gefeierten Autorin ein Stück mehr. Und während Mackenzie tiefer in die Geheimnisse eintaucht, merkt man: Hier kann man niemandem trauen. Am allerwenigsten der eigenen Familie.
Besonders faszinierend fand ich, wie die Autorin die Geschichte in drei Teile gliedert. Im ersten begleiten wir Mackenzie im Hier und Jetzt, wie sie mit ihren Zweifeln kämpft und Stück für Stück ein neues Bild ihrer Mutter zusammensetzt. Im zweiten Teil geht es zurück in die Vergangenheit – und hier, ich sag’s euch, habe ich selten so viel Abscheu gegenüber Figuren empfunden. Die Abgründe, die Xander hier aufmacht, haben mich sprachlos gemacht. Gleichzeitig hat sie mich aber auch gnadenlos durch Wendungen gejagt, die ich nicht kommen sah. Auf fast jeder Seite ein neuer Schockmoment, ein neuer Twist, und immer tiefer dieses Gefühl: Da stimmt etwas ganz und gar nicht.
Der dritte Teil schließlich bündelt alles. Man glaubt, man wüsste, wohin die Reise führt, man ist sich sicher, die Wahrheit schon erfasst zu haben – und dann kommt Xander mit einer weiteren Wendung um die Ecke, die alles verändert. Genau das macht für mich einen guten Thriller aus: dieses ständige Spiel zwischen Wissen, Zweifeln und Erschrecken.
Ja, es gab Momente, wo ich dachte: ein bisschen konstruiert. Auch der große Twist in der Mitte war für mich nicht völlig überraschend. Aber das hat der Spannung keinen Abbruch getan, weil die Art, wie die Geschichte erzählt wird, einfach grandios ist. Schnelles Tempo, kurze Kapitel, Cliffhanger, die einen zwingen, noch ein Kapitel – ach was, zehn Kapitel – weiterzulesen.
Und dann diese Briefe! Sie sind nicht nur ein Teil der Handlung, sie sind ein eigenes Erzählinstrument, das die Geschichte noch viel lebendiger macht. Ich hatte beim Lesen wirklich das Gefühl, selbst in Mackenzies Rolle zu stecken, die Umschläge in der Hand zu halten, jede Zeile zu entschlüsseln. Dass ich genau dieses Erlebnis durch die Bloggerbox selbst haben durfte – die Briefe tatsächlich herauszuziehen, zu lesen, zu fühlen – hat das Ganze für mich doppelt so intensiv gemacht. Ein cleverer Kniff und eine großartige Idee vom Bloggerportal.
Was mir besonders gefallen hat, ist Mackenzie selbst. Sie ist jung, Anfang 20, nicht perfekt, ein bisschen naiv vielleicht – aber absolut greifbar und echt. Man spürt ihre Unsicherheit, ihre Sehnsucht nach Antworten, und gleichzeitig bewundert man ihren Mut, weiterzumachen, auch wenn die Wahrheit schmerzhaft ist. Elizabeth, ihre Mutter, wird in den Rückblenden und Tagebuchseiten zu einer Figur, die man nie ganz durchschaut – und genau das macht den Reiz aus.
Am Ende habe ich das Buch mit einem tiefen Atemzug beendet. Zufrieden, weil die Geschichte rund war, weil die Auflösung mich abgeholt hat, und gleichzeitig nachdenklich, weil ich mich gefragt habe: Wie gut kennen wir eigentlich die Menschen, die uns am nächsten stehen? Welche Geheimnisse nehmen sie mit ins Grab?
Für mich ist „Love, Mom“ ein unglaublich starkes Debüt – spannend, klug konstruiert, manchmal unbequem, aber genau das macht es so besonders. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung für alle, die psychologische Thriller lieben, die weniger mit Blut und Gewalt arbeiten, sondern mit den leisen, aber umso zerstörerischen Abgründen einer Familie.
📚🖤Würdet ihr die Briefe eurer Mutter lesen – auch wenn ihr befürchten müsst, dass ihr danach nie wieder dieselbe seid?

