Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man ein Buch beendet und innerlich schreit: Bitte nicht – das darf noch nicht vorbei sein!? Genau so ging es mir mit ‚Chosen – Haus aus Asche‘ von Emily Bähr.
Zwei Bände, das klingt erst mal nach einer runden Sache, nach einer straffen Story ohne Längen. Aber ich war noch nicht bereit, diese Welt, Iris und die Royal Games schon wieder loszulassen. Da steckt so viel drin, dass man am liebsten noch ein oder zwei Bände hätte.
Schon Band 1 hatte mich völlig überrascht. Als ich das erste Mal von der Reihe gehört habe, dachte ich: Royal Games? Ein Prinz? Ein Wettbewerb? – das klang für mich nach Trash-TV zwischen Buchseiten, ein bisschen wie Der Bachelor im Fantasygewand. Damit kann man mich normalerweise jagen. Aber der Klappentext, mit Intrigen, Magie, tödlichen Prüfungen und einer Protagonistin, die eigentlich gar nicht dazugehören sollte, hat mich dann doch neugierig gemacht. Und ich habe es nicht bereut, im Gegenteil: Schon der Auftakt hat mich begeistert und alle meine Vorurteile pulverisiert.
Und Band 2? Der hat dem Ganzen noch mal die Krone aufgesetzt. Iris wird vor eine brutale Wahl gestellt: Entweder sie spielt weiter in diesem gnadenlosen Spiel mit, wissend, dass sie niemals gewinnen kann – oder sie stirbt. Ein Ausweg? Fehlanzeige. Gleichzeitig bricht ihr Herz, weil Cylus, der rechtmäßige Thronfolger, ihr nach dem Anschlag auf seinen Bruder nicht mehr vertraut. Doch anstatt aufzugeben, wächst Iris über sich hinaus. Ich habe jede Seite mit ihr mitgefiebert, habe ihre Zerrissenheit gespürt, aber auch ihren wachsenden Mut bewundert. Von der unsicheren, von Zweifeln geplagten Teilnehmerin ist sie zu einer jungen Frau gereift, die nicht nur für sich selbst kämpft, sondern auch für alle, die bereits gefallen sind.
Was mich besonders berührt hat, war die Beziehung zwischen Iris und Cylus. Emily Bähr verzichtet auf all das klischeehafte Drama, das man in so vielen anderen Reihen findet. Kein künstlich heraufbeschworenes Misstrauen, keine überflüssige Eifersucht, sondern eine echte, nachvollziehbare Annäherung. Gespräche, Verletzlichkeit, ehrliches Eingestehen von Fehlern – das war so viel intensiver, als es eine kitschige Liebesgeschichte jemals hätte sein können.
Ein absolutes Highlight waren für mich auch wieder die Medien-Einschübe: Kommentare, Nachrichtenberichte, offizielle Statements. Das wirkt nicht nur modern, sondern gibt der Geschichte eine Metaebene, die zeigt, wie sehr Wahrnehmung und öffentliche Meinung das Geschehen beeinflussen. Während Iris ums Überleben kämpft, sieht man, wie draußen die Leute diskutieren, wie die Royal Games ins Wanken geraten. Eine geniale Idee, die mich komplett abgeholt hat.
Auch die Nebenfiguren bekommen hier ihre Momente – sei es Chrys, die mir unglaublich ans Herz gewachsen ist, oder die anderen Kandidatinnen, die das Grauen der Spiele greifbar machen. Man spürt, wie die Fassade des Königshauses bröckelt, wie jede Entscheidung zur tödlichen Gefahr wird. Mit jedem Kapitel wurde die Spannung dichter, das Tempo höher, die Emotionen roher.
Und dann dieses Finale. Ich wusste, dass es weh tun würde, und ja – es hat weh getan. Da waren Momente, in denen ich schlucken musste, in denen ich kurz innegehalten habe, weil mich das Geschehen so sehr mitgenommen hat. Aber es war ein Ende, das sich verdient anfühlte. Kein billiges Happy End, das vom Himmel fällt, sondern eines, das Iris sich erkämpfen musste. Mit Tränen, mit Verlusten, mit Stärke. Und genau das macht die Geschichte so besonders: Sie hat Ecken und Kanten, sie ist rau und unbequem – und gerade deshalb so glaubwürdig.
„Chosen – Haus aus Asche“ ist ein grandioser Abschluss dieser Dilogie. Intensiv, überraschend tiefgründig, emotional aufwühlend und geschrieben in einem Stil, der mich jede Seite inhalieren ließ. Emily Bähr hat eine Welt erschaffen, die nicht nur Fantasy ist, sondern gleichzeitig ein Spiegel für Macht, Medien und die Frage, wie viel ein Mensch bereit ist zu opfern. Für mich ganz klar ein 5-Sterne-Highlight!
Und jetzt interessiert mich eure Meinung: Mögt ihr es, wenn Reihen kurz und knackig sind und die Geschichte in zwei Bänden auf den Punkt gebracht wird – oder seid ihr eher Team „Bitte noch drei Spin-offs und eine Fortsetzung“?
