Beste Freunde. Dunkle Geheimnisse. Und ein Skiurlaub, der tödlich endet.
Ich sag’s gleich vorweg: Die Polarkreis-Reihe feiere ich seit dem ersten Band! Diese Mischung aus frostiger Spannung, psychologischem Tiefgang und nordischer Atmosphäre trifft einfach genau meinen Geschmack. Band drei hatte für mich ein paar kleine Schwächen – aber Band vier? Der hat mich wieder voll überzeugt. ❄️
Viveca Sten – Lügennebel (Ein Fall für Hanna Ahlander, Band 4)
Schon das Setting allein ist ein Traum für alle, die Scandi-Crime lieben: Eine klirrend kalte Januarwoche im schwedischen Bergdorf Åre. Sechs Studenten mieten sich in einem abgelegenen Ferienhaus ein, feiern, trinken, spielen „Wahrheit oder Pflicht“ und testen beim Skifahren ihre Grenzen – bis es schließlich zu weit geht.
Am nächsten Morgen liegt eine junge Frau aus der Gruppe tot im Schnee. Ein Unfall? Oder doch Mord?
Was folgt, ist ein raffiniert aufgebautes Verwirrspiel aus Lügen, Geheimnissen und Misstrauen. Jeder verdächtigt jeden, keiner sagt die ganze Wahrheit – und auch die Dorfbewohner von Åre verhalten sich merkwürdig. Die Städter sind ihnen ohnehin ein Dorn im Auge.Mittendrin: Hanna Ahlander und Daniel Lindskog, die diesmal an ihre Grenzen stoßen. Denn wie findet man die Wahrheit, wenn alle lügen?
Was Viveca Sten hier wieder abliefert, ist einfach stark.
Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig, fesselnd und schnörkellos, aber gleichzeitig so bildhaft, dass man meint, die eiskalte Luft selbst zu atmen. Ich liebe es, wie sie mit kleinen Details Spannung erzeugt – ein Knacken im Eis, ein Schatten im Nebel, ein Atemzug zu viel.
Die Handlung zieht einen sofort in ihren Bann. Kurze Kapitel, wechselnde Perspektiven, kaum Verschnaufpausen – so, wie man es von Sten kennt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil jedes Kapitel neue Puzzleteile bringt, aber nie genug, um das ganze Bild zu erkennen. Dieses Miträtseln, dieses „Ich hab da so eine Ahnung – oder doch nicht?“ ist einfach genau das, was ich an Skandi-Krimis liebe.
Besonders schön finde ich, wie Hannas und Daniels Privatleben immer mehr Raum bekommt, ohne die Spannung zu bremsen. Daniel – frisch geschieden, liebevoller Vater, der versucht, Job und Tochter Alice unter einen Hut zu bekommen. Hanna – frisch liiert, aber innerlich noch zerrissen zwischen Nähe und Distanz. Dazu die kleinen leisen Gefühle zwischen den beiden, die nie kitschig, sondern einfach ehrlich wirken.
Diese persönlichen Einblicke geben der Reihe Herz und Tiefe. Man fiebert nicht nur mit, weil man wissen will, wer der Täter ist, sondern weil man wirklich will, dass es diesen Menschen gutgeht.
Ein echtes Gänsehaut-Highlight war für mich die Szene auf der nebligen Skipiste.
Ich hatte beim Lesen richtig kalte Hände – so düster, so unheimlich, so beklemmend! Viveca Sten schafft es, den Moment zwischen Adrenalinkick und Todesangst perfekt einzufangen. Die Beschreibung der verschneiten Berge, das Knirschen des Schnees, die eisige Stille – man ist komplett drin.
Die Gegensätze aus der wunderschönen Natur und der brutalen Tat verstärken sich gegenseitig – diese Kombination aus Idylle und Abgrund, aus Weiß und Blutrot, das kann Sten einfach wie keine andere.
‚Lügennebel‘ ist ein atmosphärisch dichter, psychologisch kluger und hochspannender Krimi, der mich wieder restlos überzeugt hat.
Viveca Sten verwebt komplexe Handlungsstränge, glaubwürdige Figuren und nordisches Flair zu einer Geschichte, die einen fesselt, bewegt und nicht loslässt.
Ich liebe es, dass man sich beim Lesen fühlt, als würde man mitten in dieser eisigen Welt stehen – irgendwo zwischen Nebel, Wahrheit und Lüge.
⭐️ 4,5 / 5 Sterne
Ein rundum gelungener, fesselnder Scandi-Crime mit emotionaler Tiefe, authentischen Charakteren und einer Atmosphäre, die man fast riechen kann.
Ich hoffe sehr, dass die Reihe bald weitergeht – ich bin definitiv wieder dabei, wenn Hanna und Daniel ihren nächsten Fall lösen.
Und falls ihr die Reihe noch nicht kennt: Bitte unbedingt chronologisch lesen – das macht sie nur noch besser!
