Michael Penning – All Hallows Eve: Buch der Schatten

Wenn der Nebel kommt, erwachen die Schatten von Salem.

Welches Buch könnte heute, an Halloween, besser passen als dieses? 🎃

Michael Penning – All Hallows Eve: Buch der Schatten

Wenn Kerzen flackern, der Wind durch die Straßen heult und irgendwo in der Dunkelheit ein Haus zu atmen scheint – dann ist die perfekte Zeit gekommen, um in All Hallows Eve einzutauchen.

Wir alle kennen die grausamen Geschichten aus Salem – die berüchtigten Hexenprozesse, die Angst, die Hysterie, die unschuldigen Opfer. Doch was wäre, wenn diese Opfer nicht einfach verschwunden wären?

Was, wenn sie zurückkehren würden – aus Rauch, Nebel und Rache geboren – um Gerechtigkeit für das zu fordern, was man ihnen angetan hat?

Genau dort setzt Michael Penning an und spinnt eine düstere, unheimliche Geschichte, die historische Realität und übernatürlichen Schrecken meisterhaft verbindet.

Worum geht’s?

Alice Jacobs reist mit ihrer kleinen Tochter Abigail nach Salem, um ihren vermissten Ehemann zu suchen. Es ist Halloween, die Nacht, in der sich die Schleier zwischen den Welten lichten.

Doch kaum angekommen, hört Alice von einer uralten Legende – vom Fluch einer Frau, die vor hundert Jahren als Hexe gehängt wurde. Eine Frau, die man mitsamt ihren sieben Kindern auf den Scheiterhaufen trieb.

Und angeblich soll sie zurückgekehrt sein.

Alice hält das natürlich für Aberglauben.

Bis die Nacht kommt.

Bis der Nebel sich senkt.

Und bis eine Frau aus Rauch und Schatten erscheint – und ihre Tochter mitnimmt.

Was folgt, ist eine atemlose Reise durch verlassene Friedhöfe, uralte Kerker und dunkle Wälder, während Alice verzweifelt versucht, Abigail zurückzuholen – und dabei Stück für Stück das wahre Ausmaß des alten Fluchs entdeckt.

Penning schreibt mit einer filmischen, intensiven Sprache, die einen sofort hineinzieht. Man spürt den kalten Regen auf der Haut, hört das Knarren alter Türen, riecht den Rauch alter Feuer. Salem wird hier nicht einfach beschrieben – es lebt, atmet, flüstert.

Was mir besonders gefallen hat: Penning setzt nicht auf plumpe Schockeffekte, sondern auf psychologische Spannung.

Da ist diese Szene, in der die Frau aus Nebel langsam Gestalt annimmt – kein billiger Jumpscare, sondern ein Moment, der so still und gleichzeitig so unheimlich ist, dass einem wirklich ein Schauer über den Rücken läuft.

Er verwebt gekonnt die dunklen Kapitel der Geschichte mit einer modernen, emotionalen Erzählung – und schafft es dabei, dass man sowohl mitzittert als auch mitfühlt. Denn am Ende geht es nicht nur um Geister, sondern um Trauer, Schuld und das, was wir verloren haben.

Ich liebe Bücher, die nicht nur gruselig, sondern auch atmosphärisch dicht und emotional packend sind – und All Hallows Eve ist genau das.

Es ist ein bisschen wie ein Spaziergang durch einen alten Friedhof bei Vollmond: schön, beklemmend und voller Geheimnisse.

Ja, es liest sich leicht und schnell, aber gerade das macht es perfekt für die dunkle Jahreszeit. Penning versteht es, Spannung mit Gefühl zu kombinieren, ohne in Kitsch oder Klischee zu verfallen.

Einziger kleiner Kritikpunkt: Ich hätte mir an ein, zwei Stellen noch mehr über die historische Ebene gewünscht – da hätte man ruhig noch tiefer eintauchen können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn das Buch hat mich wirklich begeistert.

‚All Hallows Eve‘ ist mehr als eine klassische Geistergeschichte – es ist eine düstere, atmosphärische Hommage an die Legenden von Salem und an die Macht von Rache, Verlust und Liebe über die Jahrhunderte hinweg.

Wenn ihr Bücher liebt, die euch Gänsehaut verpassen, aber gleichzeitig mit Gefühl und Tiefe überraschen – dann ist dieses Buch euer perfekter Halloween-Begleiter.

Ich sag’s mal so:

Wenn draußen der Wind heult, der Nebel über die Straße zieht und irgendwo im Haus eine Tür knarrt … vielleicht ist das nicht nur der Wind. 😉

🎃 4,5 / 5 Sterne – für Atmosphäre, Sprachkraft und den Mut, Geschichte und Spuk auf so berührende Weise zu verweben.