Willkommen in der Villa – bleib, solange du willst … wenn du dich traust.
Ich hab mich wirklich sehr auf die neue Story von C.J. Tudor gefreut – ihre letzten Bücher hab ich verschlungen! Diese Mischung aus Thriller, Mystery und Grusel trifft einfach genau meinen Geschmack. Also klar: Als das neue Buch angekündigt wurde, war’s direkt auf meiner Leseliste.
Tja. Und dann kam die kleine Überraschung.
Ich hab – wie sag ich’s charmant – nicht ganz gelesen, was auf dem Cover steht. 😅
Denn, wer lesen kann, ist bekanntlich im Vorteil.
„Die Villa der verlorenen Seelen“ ist nämlich keine durchgehende Story, sondern eine Kurzgeschichtensammlung.
Und ich? Bin absolut kein Fan von Kurzgeschichten. Da fehlt mir einfach immer die Tiefe, dieses Sich-Verlieren in der Welt, das langsame Eintauchen in die Figuren.
Ihr wisst ja – alles unter 500 Seiten ist bei mir quasi ein Appetizer. Und spannend wird’s bei mir bekanntlich erst ab Seite 501. 😉
Aber gut, C.J. Tudor ist C.J. Tudor – und da war ich natürlich neugierig, ob sie mich vielleicht doch überzeugen kann.
Worum geht’s?In der titelgebenden Geschichte „Die Villa der verlorenen Seelen“ gönnt sich Olivia nach einer Trennung eine Auszeit auf Gran Canaria. Sonne, Pool, Tapetenwechsel – das volle Neustart-Programm.
Aber schon bei ihrer Ankunft wird’s seltsam: Zwei Kinder rennen beim Anblick von Olivia schreiend davon, das Hotel wirkt leer und … naja, irgendwie falsch.
Und als sie dann auch noch ihre verstorbenen Eltern am Pool sitzen sieht, weiß man: Das hier wird kein Wellnessurlaub.
Andere Geschichten führen uns auf eine einsame Insel, auf der Überlebende Schiffbrüchige eine grausame Entdeckung machen, oder auf einen Luxusliner, der zum schwimmenden Albtraum wird – denn wer hier überleben will, muss einen hohen Preis zahlen.
Klingt creepy? Ist es auch. Aber eben auf die typisch Tudor’sche Art – nicht laut und blutig, sondern subtil und atmosphärisch, mit einem Hauch Gänsehaut und diesem unterschwelligen Unbehagen, das man erst merkt, wenn man schon mittendrin ist.
Mein Leseeindruck
Also, sagen wir’s mal so: Kurzgeschichten und ich – wir werden keine Seelenverwandten.
Aber – und das kommt selten vor – hier hat mich C.J. Tudor tatsächlich überrascht.
Ein paar der Stories mochte ich richtig gern, andere waren eher so „Okay, nett gemeint“.
Was ich aber richtig cool fand: Zu jeder Geschichte gibt es eine Einleitung von der Autorin selbst.
Sie erzählt, wann, warum und wie sie die jeweilige Story geschrieben hat – und das hat den ganzen Band für mich richtig aufgewertet. Man bekommt so einen kleinen Einblick in ihren Kopf (und den möchte man ehrlich gesagt nur mit Sicherheitsabstand betreten 😅).
Die Geschichten sind zwischen 20 und 40 Seiten lang, und ja, natürlich fehlt hier und da die Tiefe – das ist bei Kurzgeschichten einfach so. Aber was sie schafft, ist Stimmung.
Grusel, Mystery, Ekelmomente – alles dabei.
Teilweise hatte ich sogar richtig King-Vibes (und das ist bei mir immer ein Kompliment).
Und obwohl manche Geschichten oberflächlich bleiben, haben ein, zwei davon doch einen tollen Nachhall – so kleine Gedanken, die man mitnimmt, wenn das Licht schon aus ist und man denkt: „Okay … was, wenn doch?“ 👀
„Die Villa der verlorenen Seelen“ ist für mich kein Highlight à la The Burning Girls, aber definitiv eine spannende Ergänzung für Tudor-Fans.
Ein Buch für alle, die zwischendurch mal einen kleinen Gruselhappen wollen, ohne gleich in einen 600-Seiten-Thriller abzutauchen.
Oder für alle, die C.J. Tudor noch nicht kennen und mal in ihren Stil reinschnuppern möchten.
Ich persönlich bleibe zwar Team „Je länger, desto besser“, aber: ein paar der Geschichten haben mich tatsächlich gepackt – und das will bei Kurzgeschichten was heißen.
Düster, atmosphärisch, teilweise unheimlich clever – aber nicht alle Geschichten zünden gleich stark. Trotzdem ein schönes Buch für dunkle Abende mit Tee, Kerzenlicht und einer ordentlichen Portion Gänsehaut.
⭐️ 3,5 bis 4 / 5 Sterne – mit Bonuspunkten für die genialen Autorenkommentare.
