Mal Hand aufs Herz: Wie oft lasst ihr euch von einem Cover verführen? 🙋♀️
Farbschnitt funkelt, Schrift glänzt – und schon denkt man: Das muss großartig sein! Tja … so viel vorweg: „Don’t judge a book by its cover“ gilt auch hier. Aber bevor ich euch alles verrate: Erzählt mir mal – welches Buch habt ihr zuletzt nur wegen Optik gekauft (und war’s ein Volltreffer oder eher ein Reinfall)? Aber lasst euch von dem schönen Schein nicht blenden, denn in dem Buch gehts hart zu Sache. Bevor ich mit meiner Rezension beginne, ein wichtiger Hinweis: Dieses Buch behandelt sensible Themen wie toxische Beziehungen, emotionale Abhängigkeit, Manipulation und Missbrauch. Bitte prüft, ob ihr euch mit diesen Inhalten wohlfühlt, bevor ihr zur Geschichte greift.
Loverboy: Niemand liebt dich so wie ich, von Antonia Wesseling
Für mich war es ein Ausflug in relativ unbekanntes Terrain: Romance-Thriller. Klingt spannend, oder? Versprochen werden Herzklopfen, Gänsehaut, Spice und Nervenkitzel – und natürlich wollte ich wissen: hält das Buch wirklich, was es verspricht?
Lola sorgt sich um ihre Mitbewohnerin Vivian, die sich Hals über Kopf in Pascal verliebt hat – charismatisch, charmant, aber irgendwie auch ein bisschen zu glatt. Bald ist Vivian kaum wiederzuerkennen: unzuverlässig, voller Lügen … und schließlich spurlos verschwunden. Lola und Elias, Vivians Halbbruder, beschließen, selbst nach ihr zu suchen. Was sie dabei aufdecken, geht weit über harmlose Beziehungsprobleme hinaus.
Das Setting war zunächst vielversprechend. Kurze Kapitel, wechselnde Perspektiven, ein angenehm leichter Schreibstil – perfekt, um schnell durchzufliegen. Die Thematik „Loverboy“ fand ich spannend, beängstigend und informativ. Genau solche Bücher braucht es, um Aufmerksamkeit für toxische Beziehungen und Manipulation zu schaffen.
Aber (ja, das große Aber kommt hier): Neben dieser wirklich relevanten Kernthematik wurde zu viel angerissen, ohne Tiefe zu entwickeln. Missbrauch, Krankheiten, Trauma – alles extrem wichtige Punkte, die aber nur am Rande gestreift werden. Dadurch wirkte die Geschichte stellenweise überladen und unfokussiert. Ich hätte mir gewünscht, dass das Hauptthema für sich atmen darf – es wäre schon intensiv und fesselnd genug gewesen.
Mit den Figuren bin ich ehrlich gesagt nicht richtig warm geworden. Lola wirkte fürsorglich, aber auch impulsiv-naiv, und Elias’ „Bad-Boy“-Attitüde war mir stellenweise zu gewollt. An vielen Stellen hatte ich eher das Gefühl, Teenager zu begleiten, statt Erwachsene Mitte Zwanzig. Das erschwerte es, ihre Entscheidungen nachvollziehbar zu finden.
Und dann die Liebesgeschichte: Sie entwickelte sich rasant, fast beiläufig, und die Spicy-Szenen wirkten für mich völlig deplatziert – vor allem, wenn man bedenkt, in welcher düsteren und emotional belastenden Situation die Figuren eigentlich steckten.
Trotzdem gab es auch Momente, die mich fesseln konnten: kleine Twists, Sackgassen, gefährliche Situationen und immer wieder diese unterschwellige Bedrohung. Genau das hat mich zum Weiterlesen motiviert. Nur leider blieb das große Finale aus – das Ende rauschte vorbei, offene Fragen blieben liegen und die Auflösung wirkte nicht so kraftvoll, wie es die Thematik verdient hätte.
„Loverboy – Niemand liebt dich so wie ich“ ist ein Buch, das vor allem mit seinem wichtigen Thema punktet und dabei Mut macht, genau hinzusehen. Spannung und Tiefgang blieben für mich allerdings auf der Strecke, ebenso wie eine wirklich runde Figurenentwicklung. Kurzweilig? Ja. Eindrucksvoll? Nur in Teilen.
⭐️⭐️⭐️⭐️/5
Habt ihr schon Bücher gelesen, die das „Loverboy“-Thema aufgreifen? Und wie wichtig ist euch, dass bei sensiblen Inhalten genügend Raum für Tiefe und Ausarbeitung bleibt?
