That’s Not My Name von Megan Lally

Ein nervenaufreibender Jugendthriller über Erinnerung, Identität und die dunklen Seiten der Wahrheit.

That’s Not My Name von Megan Lally

Manchmal braucht es keine blutgetränkten Tatorte oder hochkomplexe Ermittlerfiguren, um für Gänsehaut zu sorgen – manchmal reicht das Gefühl, sich selbst nicht mehr trauen zu können. That’s Not My Name von Megan Lally ist so ein Buch. Ein Jugendthriller, der sich an Leser*innen ab 14 Jahren richtet, aber auch erfahrene Thriller-Fans wie mich mühelos fesseln kann. Denn was hier beginnt wie ein klassisches Spiel mit der Amnesie, entpuppt sich als nervenaufreibender Trip durch Misstrauen, Manipulation und die Frage: Wer bin ich – und wer will ich sein?

Worum geht’s?

Ein Autounfall. Eine einsame Straße. Ein junges Mädchen, das ohne jegliche Erinnerung zu sich kommt. Ihr Name? Angeblich Mary. So nennt sie zumindest der Mann, der sie auf der Polizeiwache abholt – ein Mann, der behauptet, ihr Vater zu sein. Er hat Fotos, Papiere, scheinbar jede Antwort. Und doch fühlt sich nichts davon richtig an.

Parallel begleitet man Drew – einen Jungen, dessen Leben aus den Fugen geraten ist, seit seine Freundin Lola verschwunden ist. Die Stadt tuschelt, die Polizei ermittelt, und der Verdacht fällt ausgerechnet auf ihn. Doch Drew gibt nicht auf. Er glaubt fest daran, dass Lola noch lebt – irgendwo da draußen.

Zwei Erzählstränge, zwei Perspektiven – und dazwischen ein Netz aus Lügen, Zweifeln und einem düsteren Verdacht, der sich leise, aber beharrlich an die Oberfläche kämpft.

Meine Meinung:

Megan Lally wirft uns ohne Umwege direkt ins Geschehen. Kein langes Vorgeplänkel, kein behutsames Herantasten – That’s Not My Name entfaltet von der ersten Seite an eine Sogwirkung, der ich mich nicht entziehen konnte. Die Autorin schreibt mit Tempo, Klarheit und einem Gefühl für Spannung, das mich sofort in den Bann gezogen hat. Und obwohl der Thriller für ein jüngeres Publikum konzipiert ist, wirkt er nie flach oder vorhersehbar. Im Gegenteil – Lally versteht es, psychologische Spannung aufzubauen, ohne übertrieben oder effekthascherisch zu sein.

Besonders gelungen fand ich den Wechsel der Perspektiven. Die Kapitel wechseln zwischen Mary und Drew, und je weiter die Geschichte voranschreitet, desto dichter wird das Netz, das sich um beide Figuren spannt. Die Spannung steigt kontinuierlich, kleine Hinweise werden gestreut, und man ertappt sich ständig beim Miträtseln: Was ist real? Wer sagt die Wahrheit? Und wo endet das Spiel mit der Identität?

Der große Twist am Ende? Clever! Nicht überdramatisch, sondern glaubwürdig – aber gerade das macht ihn so wirkungsvoll. Es ist dieser subtile Nervenkitzel, der lange nachwirkt und die Geschichte über das letzte Kapitel hinaus im Kopf kreisen lässt.

That’s Not My Name ist ein packender, atmosphärischer Jugendthriller, der sich perfekt für alle eignet, die erste Schritte ins Thriller-Genre wagen – aber auch erfahrene Leser mit einem Faible für psychologische Spannung werden hier bestens unterhalten. Mit authentischen Charakteren, einem stimmigen Setting und einer Geschichte, die zeigt, wie zerbrechlich Identität sein kann, ist Megan Lally ein bemerkenswertes Debüt gelungen.

4 von 5 Sternen – und eine klare Leseempfehlung für alle, die Lust auf einen rasanten Thriller mit Gänsehautgarantie haben!