Kennt ihr das? Diese Dates, bei denen man sich schon nach fünf Minuten wünscht, man hätte lieber den Abend mit einer Gesichtsmaske und Netflix verbracht? Ich hatte – bevor ich meinen Mann kennengelernt habe – so einige davon. Manche kurios, manche einfach nur furchtbar. Wenn ich darüber ein Buch schreiben würde, wäre es eine bunte Mischung aus RomCom und Horror. Aber zum Glück hat das jemand anderes getan – und zwar niemand Geringeres als Sebastian Fitzek.
Ja, der Fitzek! Der Meister der Psychospiele, der Mann hinter den verstörendsten Thrillerplots. Diesmal hat er sich an seinen mittlerweile dritten Kein-Thriller gewagt: kein Thriller, sondern eine schwarzhumorige Liebeskomödie über Sterben, Lügen und letzte Chancen.
📚 Sebastian Fitzek: Horror-Date – Kein Thriller
Die Idee – makaber, aber genial
Im Zentrum steht eine fiktive Plattform namens The Walking Date: eine Art Tinder für Menschen, die unheilbar krank sind und sich vor dem Tod noch ein letztes Mal verlieben möchten. Klingt skurril? Ist es auch. Aber auch originell, rührend und überraschend lebensnah.
Raphael, ein junger, todkranker Mann, meldet sich dort an – und verliebt sich in Nala, ebenfalls krank, klug, schlagfertig und leidenschaftliche Leserin. Doch als das erste echte Treffen ansteht, geht es Raphael zu schlecht. Kurzerhand überredet er seinen besten Freund Julius, an seiner Stelle hinzugehen – ein komplett gesunder, sportlicher Chaot, der das mit der Literatur so gar nicht versteht (sein einziges Buch: die halbe Arnold-Schwarzenegger-Biografie).
Und damit beginnt ein Date, das völlig aus dem Ruder läuft. Missverständnisse, peinliche Zwischenfälle, ein Elefant (!), ein verlorenes Salatdressing und eine sehr lebendige Großmutter namens Henrietta machen aus diesem Treffen ein wahres Desaster mit Herz.
Was gut funktioniert:
Fitzek überrascht mit einem gelungenen Genrewechsel. Die ersten Kapitel lesen sich wie eine charmante, bittersüße Romanze mit bissigem Humor und viel Situationskomik. Die Charaktere – vor allem Julius als unbeholfener Lückenfüller mit schlechtem Gewissen – sind herrlich überzeichnet, aber liebenswert.
Die Chemie zwischen den Figuren stimmt. Besonders Nala, mit ihrer schroffen Ehrlichkeit, bringt eine Tiefe ins Spiel, die zeigt: Hier geht es nicht nur um Lacher, sondern auch um große Fragen. Wie ehrlich sind wir, wenn wir wissen, dass die Zeit begrenzt ist? Was zählt im Leben wirklich? Und wie viel Mut braucht es, sich auf Liebe einzulassen, wenn man weiß, dass sie endlich ist?
Aber… nicht alles ist rund
Ab etwa der Mitte driftet der Roman jedoch etwas zu sehr in Klamauk ab. Die Story wird stellenweise überdreht – als hätte jemand versucht, einen Fitzek-Roman mit einem Til-Schweiger-Film zu kreuzen. Plötzliche Wendungen, überzogene Situationen, viel Slapstick – das ist lustig, aber nimmt dem ernsten Thema manchmal die Tiefe, die es verdient hätte.
Julius bleibt sympathisch, aber ein wandelndes Klischee. Nala, die eigentlich enormes Potenzial hat, wird zu oft auf ihre Krankheit und ihren Sarkasmus reduziert. Und obwohl es berührende Szenen gibt – sie sind selten und müssen sich gegen viel Klamauk behaupten.
Ein echtes Highlight ist hingegen Oma Henrietta: weise, direkt, mit dem Herzen am richtigen Fleck. Solche Nebenfiguren machen den Roman lesenswert.
Stil & Sprache
Fitzek bleibt sich treu: kurze Kapitel, schneller Perspektivwechsel, pointierte Dialoge. Auch ohne Thrill weiß er, wie man Leser*innen bei der Stange hält. Die Sprache ist locker, der Ton humorvoll, teilweise sarkastisch – typisch Fitzek eben, nur in einem ganz neuen Gewand.
„Horror-Date“ ist kein Thriller – aber eine warmherzig-chaotische Geschichte über das Leben, die Liebe und das große Finale. Nicht jeder Witz sitzt, nicht jede Szene wirkt glaubwürdig, aber das Grundthema ist stark und ungewöhnlich.
Für alle, die mal etwas völlig anderes von Fitzek lesen möchten. Für Fans von schwarzem Humor. Und für alle, die das Leben feiern wollen – auch wenn es manchmal ein bisschen absurd ist.
Perfekt für:
- Leser, die auch mal lachen wollen, wenn’s um ernste Themen geht
- alle, die Dating-Desaster mit einem Augenzwinkern betrachten
- Fitzek-Fans mit Offenheit für neue Töne
📚 Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen
💬 Und jetzt interessiert mich brennend: Hattet ihr schon mal ein Horror-Date? Oder seid ihr eher #TeamCouchDate?
