Liz Webb – Die Bucht: Du liebst ihn. Du vertraust ihm. Doch du hast keine Ahnung, wer er wirklich ist.

Ein spannungsgeladener Roman aus Schottland – das war meine Erwartung. Wind, Wellen, düstere Klippen, eine Prise Mystery und natürlich ein paar dunkle Geheimnisse… Klingt nach dem perfekten Setting für einen nervenaufreibenden Psychothriller.

Liz Webb – Die Bucht: Du liebst ihn. Du vertraust ihm. Doch du hast keine Ahnung, wer er wirklich ist.

Ob das auch eingelöst wurde? Lasst uns sagen: Ich bin froh, dass diese Insel nur Fiktion ist. Denn wenn sie real wäre – ich würde sofort eine Reisewarnung beantragen!

Worum geht’s?

Nancy und ihr Mann Calder wagen den Neuanfang. Frische Seeluft, frischer Lebensabschnitt – und das alles auf einer winzigen Insel vor der schottischen Westküste. Klingt idyllisch, oder?

Nur blöd, wenn diese Insel gerade mal 83 (!) Einwohner hat, alle schweigsam wie Steine sind, und man beim ersten Sturm das Gefühl bekommt, vom Rest der Welt vergessen worden zu sein. Und dann treibt auch noch Calders Boot herrenlos in einer Bucht – samt bewusstlosem Ehemann. Ein Unfall? Oder doch etwas anderes?

Was folgt, ist ein echter Slow Burn: Nach und nach beginnt Nancy zu ahnen, dass ihr geliebter Mann dunkle Seiten verbirgt – und mit jeder Seite wird es schwerer zu sagen, wem man überhaupt noch trauen kann. Der Albtraum nimmt seinen Lauf, als eine Leiche am Ufer angespült wird…

Was hat mir gefallen?

  • Atmosphäre, Atmosphäre, Atmosphäre.
    Diese Insel ist wie eine Mischung aus Wuthering Heights und Nordic Noir. Düster, rau, entlegen – perfekt, um Paranoia, Misstrauen und Gänsehaut aufkommen zu lassen.
  • Psychologische Spannung.
    Liz Webb zieht die Schraube der Unsicherheit langsam, aber erbarmungslos an. Ich hatte ständig das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt – und genau das liebe ich bei solchen Thrillern.
  • Nancy als Protagonistin.
    Man spürt ihre Verzweiflung, ihre Angst – aber auch ihre Entschlossenheit, nicht in der Dunkelheit zu versinken. Ich habe mit ihr gezittert, gerätselt und hätte ihr manchmal am liebsten zugerufen: Lauf!

Aber…

Der erste Teil hat sich für mich ein kleines bisschen gezogen. Die Spannung baut sich zwar konstant auf, aber ich hätte mir früher ein paar stärkere Impulse gewünscht – ein schnellerer Einstieg in das Grauen, sozusagen. Aber sobald die Geschichte Fahrt aufnimmt, wird es intensiv, dicht und richtig mitreißend.

Die Bucht ist ein atmosphärischer Psychothriller mit klassischen Tropes: die abgelegene Insel, das düstere Geheimnis, die Frage nach Vertrauen und Identität. Wer auf beklemmende Settings, unterschwellige Spannung und eine stetig wachsende Paranoia steht, kommt hier voll auf seine Kosten.


4 von 5 Sternen – mit Gänsehautgarantie. ⭐️⭐️⭐️⭐️

Und ein kleiner Tipp: Vielleicht lieber nicht lesen, wenn draußen gerade der Wind ums Haus pfeift…