Narbenkünstler“ von Chris Dominik

 👉 Seid ihr eher Team „harte Thriller, die keine Gnade kennen“ oder liebt ihr die sanftere Spannung, die mehr zwischen den Zeilen spielt?

Für mich war diesmal ganz klar: Ich wollte es hart, kalt und gnadenlos – und genau das habe ich bekommen. Die letzten beiden Bände haben mir schon richtig gut gefallen, deshalb war meine Vorfreude auf den dritten Teil groß. Und jetzt ist er da: „Narbenkünstler“ von Chris Dominik – ein Thriller, der mich von der ersten Seite an in seinen frostigen Bann gezogen hat.

Schon der Einstieg hat mich nicht mehr losgelassen: Im frostigen Herzen Frankfurts werden Leichen gefunden – und was zunächst wie ein klassischer Mordfall klingt, steigert sich schnell zu etwas viel Düstererem. Die Opfer wurden bei lebendigem Leib eingefroren, danach enthauptet. Grausam, schonungslos, schockierend. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Sie wurden bei lebendigem Leib eingefroren – und dann enthauptet. Grausam, schonungslos, schockierend. Doch als wäre das nicht genug, hinterlässt jedes Opfer ein Buch mit persönlicher Widmung. Allein diese morbide Idee ist so faszinierend wie verstörend.

Marc Davids und Zoé Martin von der Abteilung für Sonderermittlungen übernehmen den Fall – und landen auf dem Campus einer Eliteschule, wo jeder ein Geheimnis in sich trägt. Zwischen glitzernder Fassade und dunklen Abgründen stößt Zoé plötzlich auf ein Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit, das alles verändert. Plötzlich geht es nicht mehr nur um die Jagd nach einem Täter, sondern auch um die Frage, wie viele Schicksale ein einziger Faden miteinander verbinden kann, bevor er reißt.

Chris Dominik bleibt seinem Stil treu: fesselnd, atmosphärisch dicht, mit einer Spannung, die keine Atempause lässt. Besonders packend fand ich die Perspektivwechsel – die Einblicke in den Kopf des Täters machen das Grauen noch unmittelbarer. Thematisch geht der Thriller tief: Schuld, Macht, verdrängte Vergangenheit und die zerstörerische Last der Wahrheit.

Aber Vorsicht: Das Buch ist nichts für Zartbesaitete. Die Szenen, in denen die Opfer langsam erfrieren, sind schwer auszuhalten – und genau das macht die Wucht der Geschichte aus. Für mich war es die perfekte Mischung aus Brutalität und psychologischer Spannung.

Ein kleiner Wermutstropfen: Das Ende. Die Auflösung kam mir etwas zu schnell, manches wirkte konstruiert, nicht alle Spuren wurden konsequent zu Ende geführt. Aber der Showdown? Ein Pageturner bis zum letzten Satz.

Narbenkünstler“ ist ein eiskalter Thriller, düster, brutal und absolut fesselnd. Für mich gibt es 4,5 ⭐️ und eine klare Leseempfehlung. Wer auf düstere, kompromisslose Spannung steht, sollte hier unbedingt zugreifen.