Sommerferienzeit – oder mag mich der Algorithmus einfach wieder nicht?

Also, Hand aufs Herz: Ich tu ja gern so, als hätte ich alles im Griff. Als würde ich Rezensionen raushauen, cool und entspannt, während ich lässig meinen Kaffee schlürfe und denke: „Ach, Likes? Kommentare? Nebensache.“

Ja. Genau. Lüge des Jahrhunderts.

Denn die Wahrheit ist: Selbstzweifel und ich – wir sind wie diese ungebetenen WG-Mitbewohner, die nie ausziehen und keine Miete zahlen. Mein Account? Wird gern mal belächelt. Und manchmal hab ich das Gefühl, der Algorithmus selbst sitzt irgendwo in einem staubigen Instagram-Keller, nippt an seiner Tasse und denkt sich: „Oh, schau mal, sie strampelt schon wieder. Drehen wir den Sichtbarkeitsregler noch ein bisschen runter – nur zum Spaß.“

Das ist nicht nur Instagram-Drama. Das sitzt tiefer. Dieses alte „Du musst mehr leisten, besser sein, weiter, höher.“ Wenn’s in der Schule keine 1 mit Stern war, hieß es: „Geht da nicht noch was?“ Und selbst wenn es die 1 mit Stern war, kam direkt der Gedanke: „Aber noch perfekter wäre doch schöner gewesen, oder?“ Dieses ständige Messen mit anderen, dieses Gefühl, nie so ganz zu reichen – das schlepp ich schon ewig mit mir rum.

Und genau deswegen liebe ich das hier so sehr. Bücher. Rezensionen. Worte. Wenn ein Beitrag dann mal richtig gut läuft, dann ist das nicht nur nett – es ist wie ein kleines Pflaster auf dieser alten Wunde. Für genau einen Tag fühl ich mich dann wie die heimliche Königin von Instagram. 100 Likes, 20 Kommentare. Keine Tausende, klar. Aber für mich? Ein inneres „Siehst du? Vielleicht bist du doch nicht so schlecht.“

Nur gerade jetzt? Ganz ehrlich: Ich krebse rum. Jeder Post fühlt sich an wie eine Flaschenpost, die ich ins Meer werfe und hoffe, dass sie irgendwann irgendwo angespült wird. Und kaum denk ich das, startet mein Gedankenkarussell: Liegt’s an den Sommerferien? Liegt’s am Algorithmus? Oder – große Horrorvorstellung – liegt’s wirklich an mir?

Und dann kommt Kevin. Ja, mein Algorithmus hat einen Namen. Kevin sitzt im Keller, würfelt Hashtags, drückt Knöpfe und lacht in seinen Kaffee: „Oh, heute machen wir sie unsicher. Mal sehen, wie schnell sie zweifelt.“ Und das Ding ist: Der Algorithmus ist nicht schuld daran, dass diese Zweifel so weh tun. Er ist nur das Megafon, das sie lauter macht. Sommerloch plus Kevin – das ist wie Salz in einer Wunde, die nie ganz verheilt. Na, danke auch.

Und mal ehrlich: Was will dieser Algorithmus eigentlich von uns? Gibt’s irgendwo bei Instagram eine geheime Abteilung, in der ein Praktikant würfelt, wer heute Sichtbarkeit bekommt? Oder ist das alles nur ein Experiment, um zu sehen, wie lange es dauert, bis wir Bookstagrammer kollektiv durchdrehen?

Und genau deswegen sag ich’s jetzt trotzdem, auch wenn ich’s mir selbst gerade kaum glauben kann:

Es ist das Sommerloch. Der Algorithmus ist ein launisches, fieses Arschloch. Aber wir – DU – bist genug. Auch wenn es sich gerade nicht so anfühlt. Auch wenn Kevin heute wieder schlechte Laune hat.

Also: tief durchatmen. Kaffee nachgießen. Dran erinnern, warum wir angefangen haben. Nicht, weil Kevin applaudiert. Sondern, weil es uns glücklich macht.

Und wenn’s dir gerade genauso geht: Du bist nicht allein.

Und jetzt ehrlich: Wer von euch kämpft gerade auch mit dem Sommerloch? Liegt’s bei euch an den Ferien, am Algorithmus – oder denkt ihr heimlich auch: „Vielleicht liegt’s einfach an mir?“