Nachdem mich das erste Buch von Freida McFadden damals absolut begeistert hat, war für mich schnell klar: Ich will jedes weitere Buch von ihr lesen. Ihr Schreibstil, ihre unerwarteten Wendungen, diese unterschwellige Spannung – das hat mich von Anfang an gepackt.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei ihren letzten Büchern schon eine gewisse Abwärtstendenz bemerkt habe. Umso gespannter war ich, wie „Der Lehrer“ sein würde. Kann McFadden mich diesmal wieder so überraschen wie damals?
Eve Bennett scheint auf den ersten Blick ein gutes Leben zu führen. Sie arbeitet als Mathelehrerin an der örtlichen Highschool, ihr Mann Nate unterrichtet dort Englisch, und nach außen hin wirken die beiden wie das perfekte Ehepaar. Doch hinter dieser Fassade brodelt es gewaltig.
Ein Jahr zuvor erschütterte ein Skandal die Schule – im Mittelpunkt stand damals die Schülerin Addie. Und nun, ausgerechnet in diesem Schuljahr, sitzt Addie wieder in Eves Klasse. Eine Schülerin, die man nur schwer greifen kann. Mal wirkt sie unscheinbar, fast harmlos, und dann wieder manipulativ, berechnend, gefährlich. Niemand kennt die wahre Addie. Niemand kennt ihr Geheimnis – und Addie würde alles dafür tun, dass es so bleibt. Ihr einziger Lichtblick scheint der neue Englischlehrer zu sein: Nates charmantes Lächeln, sein Selbstbewusstsein, sein Verständnis. Doch will Nate wirklich helfen … oder steckt er selbst tiefer in diesem Netz aus Lügen, als man ahnt?
Freida McFaddens Schreibstil ist und bleibt für mich ein großes Highlight. Sie schreibt locker, flüssig und leicht, sodass man förmlich durch die Seiten fliegt – und genau so war es auch diesmal. Ich hätte das Buch problemlos an einem Tag verschlingen können. Die kurzen Kapitel und der angenehme Rhythmus machen es schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Was die Figuren betrifft, ist kaum jemand wirklich sympathisch. Weder Eve, noch Nate, noch Addie. Aber genau das macht die Geschichte spannend. Man hat ständig das Gefühl, dass jeder etwas verbirgt, und dieses Misstrauen zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Was mir allerdings gefehlt hat, war die gewohnte Raffinesse, die ich sonst von der Autorin kenne. Ja, es gibt Wendungen, und ja, es kommen immer mehr Details ans Licht – aber leider war für mich vieles vorhersehbar. Anstatt dass die Spannung langsam steigt, blieb die Handlung an vielen Stellen flach. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich dachte: „Das hab ich mir schon gedacht.“ Und genau dieses Überraschungsmoment, das ich sonst so liebe, hat mir hier gefehlt.
Ein weiterer Punkt, der mich gestört hat, war die starke Betonung von Klischees: die Eheprobleme, die körperliche Distanz, die ständige Thematisierung von „fehlender Nähe“ – für meinen Geschmack wurde das zu oft wiederholt. Stattdessen hätte ich mir mehr Tiefgang in den Beziehungen und weniger Oberflächlichkeit gewünscht. Auch Addies Rolle hätte für mich noch mehr Potenzial gehabt, das nicht voll ausgeschöpft wurde.
Insgesamt würde ich „Der Lehrer“ nicht als klassischen Thriller einordnen. Vielmehr ist es für mich ein Familiendrama mit spannenden Elementen, in dem die Konflikte zwischen den Figuren im Mittelpunkt stehen. Ein Buch, das man gut und schnell lesen kann, aber das mich emotional leider nicht so sehr gepackt hat, wie ich es mir erhofft hatte.
Mein Fazit: 3 von 5 Sternen ⭐⭐⭐
Ein gut geschriebener Roman mit flüssigem Stil und interessantem Setting, der mich aber nicht so fesseln konnte wie die vorherigen Bücher der Autorin. Für Fans von Freida McFadden lohnt sich ein Blick trotzdem – man darf nur keinen nervenaufreibenden Thriller erwarten.
