Rückblick Mai – Spannende Seiten, düstere Tiefe und stille Gänsehaut

Rückblick Mai – Spannende Seiten, düstere Tiefe und stille Gänsehaut

Der Mai war vollgepackt mit Büchern, die unter die Haut gingen – politisch, psychologisch, packend. Kein Einheitsbrei, sondern Geschichten, die provozieren, erschüttern und manchmal auch verstören. Von düsteren Hotelgängen über heiße Sommer mit Schatten bis zu stillen Psychospielen im Schnee: Hier kommt mein persönlicher Rückblick mit einer Auswahl, die mich bewegt und beschäftigt hat – und vielleicht auch euch.

„Riot Girl“ von Susanne Kaiser – Ein Krimi, der mehr will

Der Fall? Hochbrisant. Junge Frauen formieren sich zu einer radikalen Protestbewegung. Ihre Wut ist laut, ihre Methoden grenzwertig – und bald gibt es eine Tote. Obalski ermittelt undercover im Jugendamt und gerät tiefer in ein gesellschaftliches Netz aus Macht, Unsichtbarkeit und Wut.

Sprachlich direkt, durchgehend gegendert – für manche gewöhnungsbedürftig, aber konsequent. Was mir fehlte: Eine Übersicht über all die Behördenkürzel. Trotzdem: Ein Krimi, der reflektieren lässt, nicht nur rätseln.

3,5/5 ⭐️⭐️⭐️✨– für alle, die Spannung und Haltung suchen.

„Haltlos“ von Sarah Nisi – Die leisen Abgründe

Ein Psychothriller, der ohne Knalleffekte auskommt – und genau damit wirkt. „Haltlos“ beginnt mit einem Schock: Emilys beste Freundin stirbt vor ihren Augen – und Emily erinnert sich an nichts. Amnesie, Verlust, und ein Leben, das plötzlich verschwunden scheint.

Was folgt, ist keine klassische Ermittlergeschichte, sondern ein psychologischer Abstieg in Zweifel und Erinnerungslücken. Die Londoner U-Bahn ist nicht nur Kulisse, sondern Atmosphäre pur: laut, kalt, unheimlich. Kein klassisches Finale, aber ein nachhaltiger Sog.

4/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️– still, eindringlich, intelligent.


„Bad Tourists“ von Caro Carver – Urlaub mit Abgrund

Traumkulisse, alte Schuld, neue Bedrohung: Drei Freundinnen feiern auf den Malediven eine Scheidung – und bringen etwas mit, das nicht im Gepäck hätte sein dürfen. „Bad Tourists“ ist ein psychologischer Thriller, der seine Spannung nicht aus Mord, sondern aus Misstrauen zieht.

Kapitelsprünge, Perspektivwechsel, unterschwellige Spannung – Carver balanciert geschickt zwischen sommerlicher Leichtigkeit und dunkler Vergangenheit. Das Drama gegen Ende wirkt etwas überdreht, aber die Atmosphäre bleibt stark.

4/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️– für alle, die das Grauen lieber zwischen den Zeilen suchen.

„Schweig!“ von Judith Merchant – Kammerspiel in Eis und Schuld

Zwei Schwestern, ein eingeschneites Haus und eine Vergangenheit, die nicht schweigen will. „Schweig!“ ist ein intensives, psychologisch aufgeladenes Kammerspiel, das ganz ohne große Action auskommt – und trotzdem fesselt.

Merchant erzählt leise, aber messerscharf. Misstrauen, Manipulation, Familiendynamik – all das wird so glaubwürdig und bedrückend dargestellt, dass einem manchmal das Atmen schwerfällt. Und dazwischen: dieser feine, böse Humor.

5/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️– bitter, brillant, beklemmend.


„Jägerskind“ von Rebekah Stoke – Südstaaten-Schuld und Serienmorde

Ein Serienkiller in Louisiana, eine Frau, die ihrem Mann nicht mehr traut, und ein Sumpf aus Schweigen, Kontrolle und innerer Zerrissenheit. „Jägerskind“ ist keine leichte Kost – aber ein verdammt starker Psychothriller.

Stoke schreibt mit großer atmosphärischer Dichte. Ihre Figuren sind roh, echt, fehlerhaft – und genau das macht den Roman so stark. Familie wird hier zur Bedrohung, nicht zum Rückhalt.

4/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️– düster, aufwühlend, literarisch kraftvoll.


„Der Gourmet“ von M.W. Craven – Ermittlerduo mit Herz und Hirn

Washington Poe & Tilly Bradshaw – ein Ermittlerduo wie kein anderes. Keine Romanze, sondern eine tiefe, ehrliche Freundschaft. In „Der Gourmet“ rollt ein alter Fall neu auf: Ein Starkoch sitzt wegen Mordes, doch plötzlich taucht das angebliche Opfer wieder auf.

Craven schreibt schnell, direkt und voller Tempo – dabei aber immer mit Humor, Tiefe und Gefühl. Die Ermittlungen sind clever konstruiert, das Setting düster-britisch.

4/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️– rasant, klug, unterhaltsam.


„Aschesommer“ von Benjamin Cors – Hitze, Schuld und Schatten

Ein Thriller, der sich wie ein Flächenbrand ausbreitet: langsam, unerbittlich, atmosphärisch dicht. „Aschesommer“ ist kein Krimi zum Nebenbei-Lesen, sondern ein intensives psychologisches Drama. Gruppe 4 ermittelt, doch im Zentrum steht der Mensch – mit all seinen Rissen, Zweifeln und Abgründen.

Besonders eindrucksvoll: die flirrende Hitze, die sich wie ein unsichtbarer Mitspieler durch die Seiten zieht.

5/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️– mein erstes großes Highlight 2025.


„Hotel Ambrosia“ von Katie Kento – Horror trifft Jugendthriller

Ein Hotel wie ein Albtraum. Ein Mädchen, das alles sieht – aber nichts tun kann. Und ein Jugendlicher, der plötzlich Teil eines düsteren Spiels wird. „Hotel Ambrosia“ ist ein True-Crime-Thriller mit Horrorflair und viel psychologischem Tiefgang.

Zwischen urbane Legenden und bitterer Realität entspinnt sich eine packende Geschichte, deren Twist mich wirklich erwischt hat.

5/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️– unheimlich, intensiv, absolut fesselnd.


„Sieben Stunden“ von Megan Miranda – Viel Potenzial, wenig Tiefe

Gute Idee, schwache Umsetzung: „Sieben Stunden“ beginnt atmosphärisch, verliert sich dann aber in zähen Dialogen und blassen Figuren. Erst das letzte Drittel bringt Schwung – da ist es für viele vermutlich zu spät.

3/5 ⭐️⭐️⭐️– nett, aber ausbaufähig.

„Der dunkle Sommer“ von Vera Buck – Flüstern statt Schreien

Ein verlassenes Dorf in Südfrankreich. Eine Geschichte, die sich durch drei Zeitebenen windet. „Der dunkle Sommer“ ist kein Thriller für Eilige – aber für alle, die Atmosphäre, Sprache und psychologische Tiefe schätzen.

Vera Buck lässt ihre Figuren fühlen, erinnert statt zu erklären – und entfaltet ein Netz aus Lügen, Verlust und Vergangenheit.

4,5/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️✨– eindringlich, literarisch, wunderschön düster.


„Locked In“ von Henri Faber – Der Albtraum im eigenen Körper

Stell dir vor, du bist bei vollem Bewusstsein, aber kannst dich nicht bewegen. Du siehst, hörst, fühlst – aber niemand weiß, dass du da bist. „Locked In“ ist ein Thriller, der aus dieser Prämisse einen emotional und psychologisch wuchtigen Albtraum macht.

Faber schreibt mit Wucht, Präzision und ganz viel Feingefühl. Ein Buch über Schuld, Macht und Ohnmacht – und darüber, wie zerbrechlich das Leben ist.

5/5 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️– intensiv, erschütternd, brillant.


Der Mai war kein Monat für schwache Nerven – aber ein Fest für alle, die psychologische Tiefe, ungewöhnliche Perspektiven und atmosphärische Dichte lieben.

Welcher dieser Titel wandert auf eure Leseliste? Oder habt ihr schon einen davon verschlungen?

Ich freue mich auf eure Gedanken!