Thriller in eisiger Höhe – Ein packendes Debüt in den französischen Alpen
Manchmal braucht es nur einen einzigen Ort, um die Spannung eines Thrillers spürbar zu machen. Mit einer verlassenen Lodge in den eisigen Höhen der französischen Alpen hat die Autorin dieses Debüts genau den Nerv getroffen. Gruselige Kulisse, eisige Atmosphäre und jede Menge ungelöste Geheimnisse – dieses Buch war für mich eine packende Überraschung.
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Worum geht es?
Milla, eine ehemalige Snowboarderin, erhält nach zehn Jahren Funkstille eine Einladung, ihre alte Clique in einer Lodge in den französischen Alpen zu treffen. Einst verband sie die Leidenschaft für Snowboard-Wettkämpfe und ein erbitterter Konkurrenzkampf, doch ein tragisches Ereignis riss die Gruppe auseinander.
Schnell wird klar, dass etwas nicht stimmt: Jede*r scheint von einer anderen Person eingeladen worden zu sein, und angeblich sollen viele Einladungen von Milla stammen – eine Behauptung, die sie selbst vehement abstreitet. Als dann ein mysteriöses “Icebreaker”-Spiel beginnt, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Ohne Kontakt zur Außenwelt, umgeben von Schnee und Eis, stellt sich immer drängender die Frage: Was ist damals wirklich passiert?
Auf zwei Zeitebenen erzählt
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die geschickt miteinander verwoben sind. In der Gegenwart erlebt man die beklemmende Stimmung in der Lodge und das gefährliche Spiel, das die Gruppe immer tiefer in alte Konflikte und Misstrauen stürzt. Parallel dazu taucht man in die Vergangenheit ein und erfährt, wie die Dynamik der Clique von Konkurrenz, Freundschaft und Verrat geprägt wurde.
Dieser Wechsel zwischen den Zeitebenen sorgt für einen stetigen Spannungsaufbau, denn in beiden Handlungssträngen gibt es offene Fragen, die erst nach und nach beantwortet werden. Besonders gelungen fand ich, wie die Vergangenheit die Gegenwart erklärt – und wie alte Wunden immer noch Einfluss auf die Charaktere haben.
Die Atmosphäre: kalt, einsam, beklemmend
Die Wahl der Kulisse war für mich eines der Highlights. Eine abgeschiedene Lodge mitten in den verschneiten Alpen, abgeschnitten von der Außenwelt, mit immer länger werdenden Schatten und eisiger Stille – die perfekte Bühne für einen Thriller. Die Beschreibungen der Umgebung sind so plastisch, dass ich die Kälte förmlich spüren konnte. Diese Atmosphäre trägt maßgeblich dazu bei, dass die Spannung jederzeit greifbar bleibt.
Snowboard-Fachwissen: Fluch und Segen
Die Autorin bringt ein beeindruckendes Fachwissen über Snowboard-Tricks und Wettkämpfe mit, was den Einblick in die Vergangenheit der Charaktere authentisch macht. Für mich als Laien waren manche Begriffe allerdings etwas zu detailliert und lenkten gelegentlich vom eigentlichen Plot ab. Dennoch wird klar: Die Autorin weiß, wovon sie spricht, und das verleiht der Geschichte zusätzliche Glaubwürdigkeit.
Charakterentwicklung: von Teenagern zu Erwachsenen
Besonders positiv ist mir die Entwicklung der Charaktere aufgefallen. In der Vergangenheit lernt man die Clique als junge, ehrgeizige Snowboarder*innen kennen, die für ihren Erfolg alles riskieren. In der Gegenwart wirken sie gezeichneter, nachdenklicher und erwachsener – aber auch getrieben von ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Dieser Sprung zwischen den Zeiten wurde glaubwürdig und mit viel Feingefühl umgesetzt.
Mein Fazit
Dieses Buch punktet mit seiner außergewöhnlichen Kulisse, einer packenden Handlung und einem gelungenen Spannungsbogen über zwei Zeitebenen. Obwohl ich den Täter in der Gegenwart früh erahnt habe, blieb die Geschichte bis zum Schluss fesselnd, besonders durch die vielen psychologischen Elemente und das Zusammenspiel der Figuren.
Für Fans von Thrillern, die sich in einer ungewöhnlichen Umgebung abspielen, ist dieses Buch eine klare Empfehlung – vor allem in den kalten Wintermonaten, wenn man die Kälte des Settings selbst noch intensiver spürt. Trotz kleiner Schwächen, wie der ein oder anderen konstruierten Wendung in der Vergangenheit, hat mich das Buch gut unterhalten. Ein solider Thriller, der Lust auf mehr von der Autorin macht.
4 von 5 Sternen – perfekt für lange Winterabende mit einer warmen Decke und einer Tasse Tee.