Ohne ein letztes Wort – von Harlan Coben & Reese Witherspoon

Ein Thriller, der viel verspricht – und mich trotzdem nicht ganz überzeugen konnte

Habt ihr auch so ein Autor*innen-Safe-Word? Einen Namen, bei dem ihr gar nicht erst den Klappentext braucht, sondern direkt wisst: Das wird gelesen!

So geht’s mir mit Harlan Coben. Sobald sein Name auf einem Cover steht, ist das Buch so gut wie gekauft. Ich liebe seine Art, Geschichten zu erzählen – diese Spannung, die langsam wächst, bis sie dich verschluckt, die cleveren Wendungen, die dir auf der letzten Seite den Atem rauben.

Und als ich dann „Ohne ein letztes Wort“ überall auf Bookstagram gesehen habe, mit so vielen begeisterten Stimmen, war klar: Das muss ich lesen.

Und was soll ich sagen?

Der Einstieg war wirklich stark.

Wir lernen Maggie McCabe kennen, eine brillante, ehrgeizige Chirurgin der Army, die das Leben am Limit kennt. Doch nach mehreren Schicksalsschlägen verliert sie alles – ihre Lizenz, ihren Halt, ihren Glauben an sich selbst. Als sie dann das mysteriöse Angebot eines alten Kollegen annimmt, scheint das wie ein letzter Rettungsanker.

Ein lukrativer Auftrag, absolute Diskretion, eine abgeschottete Luxusvilla – und ein Patient, der mehr Geheimnisse hat, als Maggie ahnt.

Doch das, was als medizinischer Eingriff beginnt, wird schnell zu einem tödlichen Spiel. Der Patient verschwindet, Spuren verwischen, und Maggie findet sich in einem Netz aus Lügen, Macht und Korruption wieder, das bis in ihre eigene Vergangenheit reicht.

Klingt spannend? Ist es auch – zumindest am Anfang.

Das Tempo stimmt, die Atmosphäre zieht einen rein, und Maggie ist eine interessante Figur: stark, zerrissen, verletzlich.

Aber irgendwann… kippt es.

Der Thrill verliert sich in zu vielen Themen – KI, politische Machtspiele, Korruption, Familiengeheimnisse – und nichts davon bekommt genug Raum, um wirklich zu wirken. Es bleibt vieles an der Oberfläche. Ich hatte das Gefühl, dass ich dabei zusehe, wie eine spannende Geschichte erzählt wird, aber nicht wirklich in ihr stecke.

Und dann das Ende.

Kein Twist, kein „Oh mein Gott“-Moment, kein typischer Coben-Schock.

Alles läuft sauber aus, logisch, abgeschlossen – aber ohne dieses Kribbeln, das seine Bücher sonst hinterlassen. Ich saß am Ende da und dachte nur: Das war’s?

Und genau das ist das Problem: Das Buch ist nicht schlecht.

Im Gegenteil – es liest sich flüssig, bleibt durchweg unterhaltsam und hat definitiv seine starken Momente. Aber wenn man Harlan Coben auf dem Cover liest, erwartet man mehr. Dieses Spiel mit der Wahrheit, diese raffinierte Konstruktion, die am Ende plötzlich in sich zusammenfällt und alles offenlegt – das fehlt hier komplett.

Ich hatte oft das Gefühl, dass Reese Witherspoon den größeren Anteil an diesem Buch hatte – und Coben vielleicht eher als Name diente, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Denn stilistisch ist es weit entfernt von dem, was ich sonst so an ihm liebe.

Trotzdem: Als kurzweiliger Thriller für zwischendurch funktioniert das Buch. Es ist spannend genug, um dran zu bleiben, aber nicht so intensiv, dass man nachts noch darüber nachdenkt. Vielleicht wäre es als Film oder Serie sogar stärker gewesen – als Buch hat es mich leider nicht voll abgeholt.

„Ohne ein letztes Wort“ ist ein solider Thriller mit einer spannenden Idee, aber ohne den typischen Coben-Wow-Effekt.

Gut lesbar, unterhaltsam, aber am Ende leider etwas zu glatt und zu oberflächlich.

⭐️ 3 von 5 Sternen

Unterhaltsam – ja. Überragend – nein.

Und jetzt mal ehrlich:

Habt ihr es schon gelesen? Ging’s euch ähnlich oder hat es euch komplett überzeugt? Ich bin wirklich neugierig, wie ihr das empfunden habt.