Habt ihr schon einmal ein Buch aufgeschlagen und sofort gespürt, dass es euch in eine dunkle, leise flüsternde Welt ziehen wird? Genau so ging es mir hier – und vielleicht ja auch bald euch. ✨
„The Witch’s Debt – Dunkles Erbe“ von Clarissa Kühnberger ist der Auftakt einer Reihe, auf die ich schon seit dem ersten Blick auf Cover und Klappentext neugierig war. Beides verspricht düstere Stimmung, Tarot-Symbolik und ein Erbe, das sich in jede Seite schleicht. Und genauso fühlte es sich auch an, als ich in Ethinas Welt eingetaucht bin – wie ein langsames Hineingleiten in einen Sog aus Schatten, Schuld und flüsternden Ahnungen.
Schon die ersten Kapitel haben mir dieses besondere Kribbeln gegeben: College-Vibes, die sich mit okkulter Schwere vermischen, alltägliche Szenen, die plötzlich zu Vorboten einer dunklen Wahrheit werden. Ethina trägt eine erdrückende Schuld mit sich – den Unfall, der ihre Schwester Ellora vor vier Jahren ins Koma geschickt hat. Und während sie versucht, ihren Alltag irgendwie zusammenzuhalten, versinkt ihre Mutter Evangeline immer tiefer in Tarotritualen, Prophezeiungen und düsteren Ahnungen.
Man spürt sofort: Hier stimmt etwas nicht. Die Schatten der Vergangenheit sind nicht nur Erinnerungen – sie bewegen sich.
Was mir besonders gefallen hat, war die fein gesponnene Verbindung aus normalem Alltag und diesem unheimlichen Familienerbe. Es ist kein lauter Horror, kein abruptes Erschrecken – es ist dieses unterschwellige Ziehen im Bauch, dieses Gefühl, dass jede Tarotkarte, die Evangeline legt, ein wenig zu leise flüstert.
Dann tritt April in Ethinas Leben. Und diese Freundschaft? Absolut glaubwürdig. Kein überzeichnetes “Wir sind sofort unzertrennlich“, sondern Kaffee-Begegnungen, nervöse Anfänge, kleine Momente, die sich anfühlen wie echtes Leben. April bringt Licht – aber eben auch ein Geheimnis, das schon bald mit Ethinas Vergangenheit verknüpft ist.
Je tiefer ich las, desto mehr verschoben sich die Grenzen zwischen Realität, Vision und Albtraum. Albträume werden körperlich. Vorzeichen verdichten sich. Und Ethina beginnt, ihrem eigenen Verstand zu misstrauen.
Clarissa Kühnberger versteht es unglaublich gut, Atmosphäre zu schaffen: düster, mystisch, aber trotzdem weich genug, dass man nicht erdrückt wird. Ihr Schreibstil ist bildhaft und flüssig, ohne zu überladen. Gerade die Dialoge zwischen April und Ethina wirken so authentisch, dass sie beim Lesen fast klingen, als säße man daneben.
Und dann dieses Finale.
Ich wollte eigentlich nur „ein Kapitel noch“ lesen – und plötzlich war es Mitternacht. Die letzten Seiten haben mich richtig gepackt, und obwohl ich mir insgesamt ein paar stärkere Gänsehautschocks erhofft hätte, hat die Atmosphäre so viel wettgemacht, dass ich das Buch kaum weglegen konnte.
Mein Highlight?
Dieses wundervolle Gleichgewicht zwischen emotionaler Tiefe, Familiengeheimnissen und okkulter Stimmung. Alles fügt sich zu einem Sog zusammen, der leise unter die Haut geht – nicht mit Schockmomenten, sondern mit etwas viel Nachhaltigerem.
Ein dunkles, okkult angehauchtes Mystery, das aus leisen Tönen eine große Wirkung macht. Für Horror-Einsteiger ideal, für Atmosphären-Liebhaber ein Genuss.
4 von 5 Sternen.
Und ein Ende, das sich anfühlt wie eine Tarotkarte, deren Bedeutung man erst im nächsten Band vollständig versteht.
Der zweite Teil lässt zwar auf sich warten – 2027! – aber ganz ehrlich: Ich werde Ethinas Weg definitiv weitergehen.
Seid ihr bereit für ein okkultes Familiengeheimnis, flüsternde Tarotkarten und College-Vibes mit Gänsehautfaktor? Dann zieht „The Witch’s Debt“ unbedingt auf eure Leseliste – und erzählt mir, ob euch die Atmosphäre genauso gepackt hat wie mich. ✨
