Carissa Broadbent – Daughter of No Worlds (War of Lost Hearts 1)

Düstere Romantasy in einem epischen High-Fantasy-Setting

Die Bücher von Carissa Broadbent gehören für mich schon lange zu jenen, die ich verschlinge, sobald sie erscheinen. Ihr Schreibstil, ihre Welten, ihre Charaktere – all das hat mich bisher immer sofort in den Bann gezogen. Als ich gehört habe, dass sie mit Daughter of No Worlds eine neue Reihe startet, war mir klar: Dieses Buch brauche ich. Und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil – ich habe es geliebt, jede einzelne Seite davon.

Schon auf den ersten Seiten spürt man, dass Broadbent keine halben Sachen macht. Sie wirft uns mitten hinein in eine Welt, die düster, grausam und gleichzeitig von einer so berührenden Schönheit ist, dass man kaum atmen mag. Wir begleiten Tisaanah, eine junge Frau, die das Unmögliche geschafft hat: Nach Jahren der Unterdrückung hat sie sich mit Gold freigekauft – doch an Freiheit ist sie noch lange nicht angekommen. Ihr Weg führt sie aus den Schatten von Threll zum Mitternachts-Orden, einer Organisation, die Magie hütet, aber auch kontrolliert. Dort will sie lernen, ihre Kräfte zu beherrschen, um eines Tages jene zu befreien, die noch immer in Ketten liegen.

Doch ausgerechnet Max, ein verbitterter, gebrochener Krieger, wird ihr Lehrer. Er, der mit der Welt abgeschlossen hat, trifft auf sie – voller Feuer, Hoffnung und Trotz. Und während beide aneinander geraten, aneinander wachsen und sich an ihren eigenen Wunden stoßen, wird deutlich: Diese Geschichte ist mehr als ein Kampf gegen äußere Feinde. Es ist ein Kampf gegen das, was in uns selbst tobt – gegen Schmerz, Schuld und die Angst, wieder zu verlieren.

Carissa Broadbent schreibt mit einer Intensität, die einen regelrecht einsaugt. Ihr Stil ist bildhaft, wortgewandt und von einer poetischen Härte, die perfekt zu dieser Geschichte passt. Jede Szene, jeder Blick, jedes unausgesprochene Wort zwischen Tisaanah und Max trägt Gewicht. Ich konnte mir die Welt so klar vorstellen – die düsteren Gassen, das kalte Licht des Ordens, das Flirren der Magie in der Luft. Es war, als würde ich mit den Figuren durch Sturm und Blut gehen.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist, wie gut Broadbent es schafft, schwere Themen wie Sklaverei, Menschenhandel und Gewalt in die Handlung einzubetten, ohne sie zu verharmlosen oder zu überzeichnen. Diese Elemente sind keine bloße Kulisse, sie sind das Fundament der Geschichte – das, was Tisaanah antreibt, formt und verletzt. Manche Szenen sind brutal, keine Frage, aber sie sind notwendig, um zu zeigen, wie tief der Schmerz sitzt, wie teuer Freiheit sein kann.

Die Romantik spielt hier eine leise, aber kraftvolle Rolle. Keine aufgesetzte, übertriebene Liebesgeschichte, sondern etwas, das langsam wächst – schmerzhaft, ehrlich, unvollkommen. Die Chemie zwischen Tisaanah und Max ist greifbar, aber nie dominant. Es geht nicht um große Gesten, sondern um Vertrauen, um Nähe, die man sich erkämpfen muss. Und genau das macht es so real.

Der Spannungsbogen bleibt konstant hoch. Intrigen, Machtspiele, Geheimnisse – man weiß nie, wem man trauen kann. Broadbent spielt mit unseren Erwartungen, bricht sie, lässt uns hoffen und dann wieder zweifeln. Es gibt Momente, da ist man sicher, den Weg zu kennen – und dann steht man wieder im Dunkeln.

Und dann kommt dieses Ende.

Heftig. Bitter. Herzzerreißend.

Ein Cliffhanger, der einen mit offenem Mund und wild klopfendem Herzen zurücklässt. Ich saß da, völlig fassungslos, und wollte einfach nur weiterlesen. Ich brauche Band 2. Sofort.

Daughter of No Worlds ist ein kraftvoller Reihenauftakt voller Emotion, Schmerz, Stärke und Hoffnung. Ein Buch, das unter die Haut geht und dort bleibt. Carissa Broadbent erzählt von Freiheit, Mut und der Liebe in einer Welt, die alles zerstören will – und sie tut das mit einer sprachlichen Tiefe, die ihresgleichen sucht.

Einige Passagen hätten beim Worldbuilding noch etwas mehr Raum vertragen, aber das schmälert das Leseerlebnis kaum. Dieses Buch ist düster, roh, wunderschön – und absolut empfehlenswert.

⭐️ 4 / 5 Sterne

Ein mitreißender Auftakt, der zeigt, warum Carissa Broadbent zu den spannendsten Stimmen der modernen Romantasy zählt.