Habt ihr euch schon einmal monatelang auf ein Buch gefreut – und wurdet dann bitter enttäuscht?
Genau dieses Erlebnis hatte ich mit Welcome Home von Arno Strobel. Wer meinen Blog kennt, weiß: Ich lese Strobel schon seit Jahren, und viele seiner Bücher gehören für mich zu spannenden Highlights im Thriller-Bereich. Seine Geschichten sind oft packend, nervenaufreibend und schaffen es, mich innerhalb weniger Seiten in den Bann zu ziehen. Vielleicht waren meine Erwartungen deshalb so hoch. Doch so sehr ich mich auf diesen Titel gefreut habe – er konnte sie nicht erfüllen.
Worum geht es?
Ines und Marco Winkler ziehen gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Emilia in ihr erstes eigenes Haus. Für die junge Familie ist es ein Traum, der endlich in Erfüllung geht. Das Haus steht in einer neugebauten Siedlung im Spessart – idyllisch, ruhig, ein perfekter Ort zum Ankommen. Auch die Nachbarschaft wirkt zunächst freundlich. Besonders das Ehepaar Mannstein nimmt die Winklers herzlich auf und scheint es ernst mit der neuen Freundschaft zu meinen.
Doch schon bald beginnen die Schatten. Ines hat das Gefühl, nachts beobachtet zu werden. Zunächst denkt sie, es sei Einbildung – schließlich ist ein Umzug stressig und die neue Umgebung ungewohnt. Doch die Situationen häufen sich. Ein Schatten im leerstehenden Nachbarhaus, seltsame Geräusche, das Gefühl von Präsenz, obwohl niemand da ist. Und eines Morgens wird ihr klar: Es war tatsächlich jemand im Haus – und dieser Jemand hat einen Mord begangen.
Die Frage nach Sicherheit wird plötzlich existenziell: Wer ist noch sicher in der Siedlung? Wem kann man trauen? Und wer ist als Nächstes an der Reihe?
Die ersten Kapitel haben mich sofort gepackt. Das Setting ist zwar vertraut – eine junge Familie zieht in eine Neubausiedlung, in der nichts so ist, wie es scheint –, aber Strobel versteht es, eine unheimliche Atmosphäre aufzubauen. Ich hatte sofort dieses beklemmende Gefühl, das man sich von einem Thriller wünscht: Der perfekte Ort zum Leben entpuppt sich als Ort des Schreckens.
Der Einstieg erinnerte mich ein wenig an bekannte Thriller-Filme oder Serien, aber das störte mich nicht. Ich war gespannt, wie Strobel seine eigene Note einbringt. Gerade die ersten Szenen im neuen Haus, kombiniert mit den ersten unheimlichen Momenten, waren atmosphärisch dicht und haben mir richtig gut gefallen.
Doch je weiter ich las, desto mehr verpuffte die Spannung.
Wo die Geschichte für mich schwächelte
Ungefähr ab der Mitte wurde das Buch für mich vorhersehbar. Das „Wer“ und das „Wie“ der Geschichte waren sehr früh zu erahnen – und sobald diese Spannung weg war, blieb wenig übrig. Statt überraschender Wendungen oder unerwarteter Entwicklungen wiederholten sich Situationen. Das anfängliche Gefühl von Bedrohung wich einer gewissen Langeweile.
Am meisten enttäuscht war ich aber vom Ende. Ein guter Thriller lebt für mich von einem packenden Finale, einem Showdown, der mich atemlos zurücklässt. Hier war das Gegenteil der Fall: Die Auflösung geschah auf wenigen Seiten, fast beiläufig, und konnte mich weder emotional noch inhaltlich überzeugen. Es wirkte hastig, fast unfertig, als hätte es nicht mehr die Aufmerksamkeit bekommen, die der Anfang noch hatte.
Figuren & Schreibstil
Ein weiterer Punkt, der mich gestört hat, waren die Figuren. Ines und Marco blieben für mich zu blass, zu distanziert. Ich konnte keine richtige Verbindung zu ihnen aufbauen, ihre Gefühle waren schwer greifbar, ihre Entscheidungen manchmal schwer nachzuvollziehen.
Dabei mag ich Strobel eigentlich für seine klaren, zugänglichen Figurenzeichnungen. Hier fehlte mir Tiefe.
Positiv hervorheben möchte ich dennoch den Schreibstil: Arno Strobel schreibt flüssig, leicht lesbar und mit kurzen Kapiteln, die das Lesen enorm erleichtern. Ich habe das Buch trotz meiner Kritik schnell beendet, weil man gut durch die Seiten fliegt. Für Leser:innen, die kurze, knackige Kapitel mögen und sich keine komplexe Sprache wünschen, ist das sicher ein Pluspunkt.
Fazit
Welcome Home begann stark, mit einem Setting, das ich spannend fand, und einer Atmosphäre, die sofort Beklemmung erzeugte. Leider konnte das Buch dieses Niveau nicht halten. Zu vorhersehbar, zu wenig Überraschungen, blasse Figuren und ein Finale, das mich sehr enttäuscht hat.
Ich hätte mir mehr Wendungen, mehr psychologische Tiefe und einen Showdown gewünscht, der mich richtig mitreißt. Stattdessen fühlte es sich an, als wäre die Geschichte mittendrin die Luft ausgegangen.
⭐️⭐️⭐️ (2,5 von 5 Sternen)
👉 Jetzt seid ihr dran:
Habt ihr Welcome Home schon gelesen? Ging es euch ähnlich oder hattet ihr ein ganz anderes Leseerlebnis? Und welches Buch von Arno Strobel würdet ihr mir als „Ausgleich“ empfehlen – vielleicht sogar euer Lieblingsbuch von ihm?
