Slewfoot – Die Geschichte einer Hexe von Brom


Würdest du deine Freiheit verteidigen, selbst wenn die Welt dich dafür verbrennen will?

Genau mit dieser Frage möchte ich dich heute in meinen Blogbeitrag hineinziehen.

Denn wenn du beim Lesen eines Buches plötzlich merkst, dass du nicht mehr bequem in deinem Lesesessel sitzt, sondern angespannt die Kiefer mahlst, die Finger krampfig an der Tasse festhältst und innerlich nur denkst: „Das darf doch alles nicht wahr sein!“, dann weißt du, dass es dich erwischt hat.

Und genau das ist mir mit Slewfoot – Die Geschichte einer Hexe von Brom passiert.

Dieses Buch ist kein nettes Fantasy-Abenteuer für zwischendurch. Es ist düster, unbequem, manchmal brutal und definitiv nichts für schwache Nerven. Aber es ist auch ein Werk, das unter die Haut geht, das Fragen aufwirft und lange nachhallt. Fragen nach Freiheit, Macht, Unterdrückung – und danach, wie weit man gehen darf, um sich selbst zu verteidigen.

Connecticut, 1666 – ein Jahr, das schon Gänsehaut macht

Wir befinden uns mitten im 17. Jahrhundert, in einer puritanischen Kolonie in Connecticut. Und allein schon dieser Schauplatz ist wie eine Einladung zum Unbehagen. Dunkle Wälder, kalte Winter, karge Landschaften – eine Welt, in der Religion nicht nur Alltag, sondern alles ist. Wo Frauen ungefähr so viel zählen wie ein Sack Mehl (höchstens ein bisschen mehr, wenn sie viele Kinder kriegen).

Hierhin verschlägt es Abitha, eine junge Engländerin, die eigentlich nur eines tun sollte: Ehefrau sein. Doch kaum angekommen, stirbt ihr Mann unter mysteriösen Umständen, und sie bleibt allein zurück. Kein Schutz, kein Ansehen, kein Platz in dieser streng kontrollierten Gemeinschaft.

Und hier beginnt das eigentliche Grauen. Denn in einer Gesellschaft, die alles kontrolliert, was du denkst, sagst und tust, reicht schon ein kleiner Fehltritt – ein falsches Wort, ein zu freier Gedanke – und zack: Hexe.

Abitha – eine Frau, die nicht in die Schublade passt

Was mich an Abitha sofort fasziniert hat, ist, dass sie kein typisches „Fantasy-Mädchen“ ist, das rein zufällig in eine Hexengeschichte stolpert. Nein, sie ist eine Frau, die sehr genau weiß, wie hart das Leben ist. Sie zweifelt, sie hadert, sie verzweifelt – aber sie gibt sich nicht kampflos geschlagen.

Sie wächst in einer Gemeinschaft auf, die Frauen systematisch zum Schweigen bringt. Doch Abitha hat Wurzeln, die sie stärker machen. Ein Vater, tief gläubig, und eine Mutter, die mehr mit den alten Mythen verbunden war. Diese Mischung hat ihr etwas gegeben, das in dieser Welt fast schon revolutionär ist: einen freien Geist. Und genau dieser freie Geist macht sie gefährlich.

Denn während andere Frauen den Kopf senken und das Maul halten, wagt Abitha es, zu hinterfragen. Und das bringt sie in direkte Konfrontation mit einer Gesellschaft, die Frauen, die nicht spuren, sehr schnell zum Teufel wünscht.

Slewfoot – Retter, Monster oder beides?

Und dann tritt er auf den Plan: Slewfoot.

Allein die Art, wie Brom diese Figur einführt, ist grandios. Zuerst nur ein Schatten, ein Raunen, ein Gefühl im Nacken. Dann ein uralter Geist, halb Natur, halb Mythos, ein Wesen, das man nicht einfach in Schubladen pressen kann. Heiler oder Zerstörer? Retter oder Dämon? Mensch oder Tier? Die Antwort lautet: alles und nichts davon.

Für Abitha ist Slewfoot zunächst vor allem eins: der Einzige, der ihr zuhört. Der Einzige, der sie nicht sofort verurteilt. Und genau darin liegt der Zauber dieser Allianz. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Verbindung, die nicht klar definierbar ist – keine klassische Romanze, keine reine Feindschaft, sondern ein Bündnis, das auf Notwendigkeit, gegenseitiger Faszination und tiefem Misstrauen zugleich basiert.

Slewfoot ist eine dieser Figuren, die man nicht vergisst, weil er sich jeder Schublade verweigert. Er ist archaisch, roh, ungezähmt. Er erinnert an die unbändige Natur – heilend, zerstörerisch, gleichgültig gegenüber menschlichen Moralvorstellungen.

Düsterer Schauplatz – perfekte Atmosphäre

Ich sage es gleich: Wenn du Bücher suchst, die dich in eine heimelige, kuschelige Welt entführen, dann lies lieber etwas anderes.

Broms Connecticut ist frostig, kalt und gnadenlos. Dunkle Wälder, die fast selbst ein Monster sind. Eine Dorfgemeinschaft, die in religiösem Fanatismus erstickt. Ein Winter, der sich anfühlt, als würde er nie enden.

Die Atmosphäre ist so dicht, dass man beim Lesen unwillkürlich den Schal enger zieht. Man spürt die Angst, das Misstrauen, die ständige Bedrohung. Jeder Satz atmet Kälte, Gefahr und Beklemmung. Und genau das macht die Geschichte so eindringlich.

Gesellschaftskritik in Fantasy verpackt

Das Großartige an Slewfoot ist, dass es eben nicht „nur“ ein Hexenbuch ist. Brom erzählt hier keine nette Gruselgeschichte, sondern hält uns einen Spiegel vor.

  • Wie Fanatismus Menschen zerstört.
  • Wie Frauen systematisch zum Schweigen gebracht werden.
  • Wie Macht und Religion genutzt werden, um Angst zu säen.

Das Buch hat mich oft wütend gemacht – aber im positiven Sinne. Es hat Fragen aufgeworfen, die nicht bequem sind, sondern brennen. Fragen, die auch heute noch erschreckend aktuell sind.

Denn mal ehrlich: So weit weg von 1666 sind wir manchmal gar nicht.

Kein klassischer Horror – aber tief unheimlich

Viele erwarten bei einem Buch wie diesem vielleicht Schocker-Momente, Spukhaus-Szenen oder Monster, die einem direkt ins Gesicht springen. Aber Slewfoot funktioniert anders.

Es ist kein Roman, der dich mit lauten Effekten erschreckt. Er gruselt dich langsam, unterschwellig, stetig. Die Unheimlichkeit wächst Seite für Seite, wie ein Schatten, der sich ausbreitet, bis er alles verschluckt.

Es ist die bedrückende Stimmung, die dich festhält. Dieses Gefühl, dass etwas Dunkles im Wald lauert. Dass die Dorfgemeinschaft jederzeit gegen dich aufstehen könnte. Dass du, egal was du tust, nie sicher bist.

Und dann dieses Ende …

Ich verrate natürlich nichts Konkretes, aber: Dieses Ende hat es in sich.

Es ist blutig, intensiv, brutal – und gleichzeitig von einer fast poetischen Tragik. Es ist ein Ende, das dir Herzklopfen beschert, dich wütend macht, dich traurig zurücklässt. Aber auch eines, das absolut konsequent ist.

Brom dreht hier nicht kurz vor Schluss ab, um noch ein Happy End hineinzumogeln. Nein, er bleibt seiner düsteren Vision treu – und genau das macht das Buch so stark

Slewfoot – Die Geschichte einer Hexe ist kein Buch, das man „mal eben“ liest. Es fordert dich heraus, es konfrontiert dich, es macht dich wütend, es lässt dich zweifeln. Es ist düster, unheimlich, gesellschaftskritisch – und absolut faszinierend.

Für mich ist es ein Highlight. 5/5 Sterne, ohne Zögern.

Aber: Es ist nichts für alle, die leichte Kost suchen. Hier bekommst du Bitterkeit, Kälte, Dunkelheit – und genau das macht es so großartig.

👉 Jetzt bist du dran:

Würdest du deine Freiheit verteidigen, auch wenn alle anderen dich dafür verurteilen?

Liebst du düstere, kompromisslose Fantasy, die auch gesellschaftlich den Finger in die Wunde legt?

Oder greifst du lieber zu Geschichten, die ein bisschen mehr Hoffnung und Wärme versprühen?

Lass es mich in den Kommentaren wissen – ich bin gespannt, ob du den Mut hast, dich Slewfoot zu stellen.