Mit ‚Frag nach Andrea‘ hat mich Noelle W. Ihli vollkommen überrascht und gleichzeitig emotional durchgerüttelt. Ich hatte nicht erwartet, dass ein Buch mit diesem Thema so fesselnd und bewegend zugleich sein würde. Drei Frauen – Meghan, Brecia und Skye – die nur eines verbindet: Sie alle starben durch denselben Mann. Online gab er sich als charmanter Gentleman, hinter seinem Lächeln verbarg sich jedoch ein Mörder, der seine Dates in der Erde verschwinden ließ. Doch seine Opfer sind nicht ganz verschwunden. Auch wenn sie tot sind, geben sie nicht auf – sie wollen ihn stoppen.
Was diesen Thriller so besonders macht, ist die ungewöhnliche Erzählweise. Die Geschichte wird in einer Mischung aus Rückblicken und Gegenwart erzählt, wodurch man die drei Frauen nicht nur als Opfer wahrnimmt, sondern ihre Leben, Hoffnungen und Träume kennenlernt. Das macht das ganze Grauen noch intensiver, weil man nicht nur eine Tat, sondern verlorene Leben spürt. Der flüssige, einnehmende Schreibstil sorgt dafür, dass man sofort mitten in der Geschichte ist. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen – einmal angefangen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen.
Besonders spannend fand ich die Idee, dass die Geister der Opfer versuchen, die Polizei oder potenzielle nächste Opfer zu erreichen. In ihrem Dasein können sie nur wenig beeinflussen, aber kleine Zeichen setzen, die am Ende den Unterschied machen. Anfangs war ich skeptisch, ob ein Thriller mit übernatürlichen Elementen funktionieren kann, doch hier passt es perfekt und gibt der Geschichte eine beklemmende, gleichzeitig berührende Tiefe.
Die Charakterzeichnung ist stark. Die Frauen wirken echt, mit all ihren Stärken, Schwächen und Träumen. Wie sie ihren Mörder kennengelernt haben – so alltäglich, so normal. Es ist genau das, was das Buch so beängstigend macht: Es könnte jeder passieren. Hätten sie etwas merken müssen? Waren sie naiv? Im Nachhinein stellt man sich diese Fragen, aber genau das macht den Nervenkitzel aus – und zeigt gleichzeitig, wie wichtig das Thema ist.
Der Titel selbst trägt eine besondere Botschaft. „Frag nach Andrea“ ist im Buch das Pendant zu unserem „Ist Luisa hier?“. Ein Codewort, das Frauen in Bars, Clubs oder Restaurants nutzen können, um diskret Hilfe zu bekommen, wenn sie sich bedroht fühlen. Eine starke und wichtige Message, die den Thriller noch relevanter macht und einem lange im Kopf bleibt.
Für mich ist ‚Frag nach Andrea‘ eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Ein Thriller, der Spannung, Emotion und eine wichtige Botschaft verbindet. Ein absolutes 5/5 🖤 Highlight und definitiv ein Jahreshighlight.
Habt ihr schon einmal einen Thriller gelesen, der euch nicht nur gefesselt, sondern auch emotional so sehr berührt hat?