„Ich war’s nicht“ von Royston Reeves

 📖 Brecht ihr Bücher ab? Oder zieht ihr durch?

Eine kleine Liebeserklärung an meinen inneren Monk – und eine große Frage an euch.

Es gibt sie, diese Bücher, die sich anfühlen wie eine heiße Tasse Tee an einem verregneten Sonntag. Man schlägt die erste Seite auf, und ehe man sich versieht, ist man komplett versunken. Die Welt um einen verschwimmt, die Seiten fliegen nur so dahin, und man fragt sich: „Warum hat mir niemand gesagt, wie gut das ist?!“

Und dann… gibt es andere Bücher.

Bücher, bei denen man nach 120 Seiten stirnrunzelnd auf die Uhr schaut und denkt:

„Moment mal. War das jetzt die Einleitung… oder bin ich schon mittendrin?“

„Ich war’s nicht“ von Royston Reeves war für mich leider letzteres.

Ein Buch, bei dem ich lange, sehr lange mit mir gerungen habe, ob ich es abbreche – oder brav bis zur letzten Seite durchhalte. Und wer mich kennt, weiß: Ich bin so jemand, der sich sogar bei mittelmäßigen Filmen die Abspannmusik anhört, nur um das Gefühl zu haben, etwas komplett beendet zu haben.

Tja. Und deshalb hab ich’s gelesen. Komplett. Bis zum bitteren Ende.

Aber fangen wir vorne an:

„Ich will euch eine Geschichte erzählen. Über das Schlimmste, was mir je passiert ist.“

BÄM.

So beginnt der Debütthriller – und ich war sofort hellhörig. Der Anfang hatte alles, was ich liebe: Direktheit, eine Prise Tragik, ein bisschen Suspense.

Der junge Will gerät nach einem Abend mit Kollegen in eine dunkle Gasse, ein Betrunkener provoziert ihn, es kommt zur Rangelei – und der Mann stirbt. Keine Zeugen, keine Kameras. Nur Will. Und sein schlechtes Gewissen.

Klingt nach Spannung pur, oder?

Dachte ich auch. Der Auftakt war gut, der Stil flüssig, kein langes Geplänkel. Ich hatte richtig Lust auf einen moralisch ambivalenten Pageturner mit viel psychologischer Tiefe. Nur… dann kam der Mittelteil.

Und damit auch meine persönliche Geduldsprobe.

Was sich nach Nervenkitzel und moralischer Zwickmühle anhört, wurde zu einem zähen Gedankenkreisel voller irrationaler Entscheidungen, bei dem ich mehrfach dachte: „Will, Junge. Ernsthaft? DAS ist dein Plan?“

Ich meine: Man begeht einen fatalen Fehler, hat die Chance, es vielleicht irgendwie wieder geradezubiegen – und entscheidet sich stattdessen für die Route „Worst Case, aber dramatisch“.

Sympathisch war er mir leider nicht. Im Gegenteil: Ich habe ihn mehr als einmal angeblinzelt und innerlich geflüstert: „Du bist ein bisschen wie Toast ohne Butter.“

Auch die Nebenfiguren konnten’s nicht rausreißen. Insgesamt drei zentrale Charaktere – und keiner davon hat es geschafft, mir wirklich ans Herz zu wachsen.

Blass. Unentschlossen. Teilweise regelrecht sprunghaft.

Der Schreibstil?

Angenehm, leicht, gut lesbar. Aber ein schöner Satz allein macht noch kein gutes Buch. Wenn der Inhalt nicht zündet, bleibt selbst der eleganteste Stil bloße Verpackung.

Und das Ende?

Tja. Merkwürdig. Nicht komplett schlecht, aber auch nicht der erlösende Knall, auf den ich gehofft hatte. Eher ein leises „Hm“ statt eines lauten „Wow“. Es passte irgendwie zum Rest – unentschlossen und ein bisschen zu glattgebügelt.

Mein Fazit:

✨ 2 von 5 Sternen ✨

Ein Buch mit starker Idee, aber schwacher Umsetzung. Wäre mein innerer Monk nicht so übergriffig, hätte ich es wohl spätestens nach dem ersten Drittel zur Seite gelegt.

Und das sage ich als jemand, der fast jedes Buch zu Ende liest – aus Respekt, aus Hoffnung, aus Prinzip.

Aber vielleicht ist es genau das, was ich lernen muss: Nicht jedes Buch muss bis zur letzten Seite gelesen werden. Nicht jede Geschichte ist es wert, zu Ende erzählt zu werden – zumindest nicht für mich.

Deshalb die Frage an euch:

📚 Wie geht ihr mit solchen Büchern um?

Zieht ihr durch – in der Hoffnung, dass sich irgendwo ein Aha-Moment versteckt? Oder brecht ihr ab und sagt: „Meine Lesezeit ist zu kostbar für mittelmäßige Plots“?

Ich bin wirklich gespannt, wie ihr das handhabt. Lasst es mich in den Kommentaren wissen – vielleicht finde ich so ja den Mut, beim nächsten Mal früher loszulassen. 😉