Six Scorched Roses von Carissa Broadbent

 Novellen – kleine Bücher, große Diskussionen.

Six Scorched Roses‘ von Carissa Broadbent – Eine düstere Romanze zwischen Dornen, Blut und Verlangen

Ich muss es ganz ehrlich sagen: Ich tue mich oft schwer mit Novellen. Der Umfang ist überschaubar, der Preis meist kaum geringer als der eines „vollwertigen“ Romans, und oft bleibt am Ende das Gefühl, nur einen kurzen Blick auf etwas Größeres geworfen zu haben – ohne wirklich einzutauchen. Und trotzdem… manchmal lohnt sich dieser Blick. Six Scorched Roses ist so ein Fall.

Diese Novelle spielt in der Welt von Crowns of Nyaxia, einer düsteren, faszinierenden Romantasy-Reihe, in der Magie, Intrigen und leidenschaftliche Gefühle aufeinandertreffen. Und auch wenn die Geschichte in sich abgeschlossen ist, spürt man auf jeder Seite: Dies ist Teil eines größeren Ganzen.

Worum geht’s?

Lilith hat den Tod bereits akzeptiert. Doch als eine göttlich verfluchte Krankheit ihr Dorf langsam in den Abgrund zieht, kämpft sie ein letztes Mal – nicht für sich, sondern für jene, die sie liebt. Ihre letzte Hoffnung liegt bei Vale, einem uralten Vampir, den selbst die Götter verachten. Lilith bietet ihm sechs kostbare, magische Rosen – im Tausch gegen sechs Phiolen seines Blutes. Doch was als Handel beginnt, wird schnell zu etwas viel Tieferem. Und in einer Welt, die bereits unter dem Fluch der Götter leidet, kann eine Liebe zwischen Mensch und Vampir nicht folgenlos bleiben.

Six Scorched Roses ist atmosphärisch, düster-romantisch und emotional aufgeladen. Carissa Broadbent schafft es, auf nur 240 Seiten eine knisternde Verbindung zwischen Lilith und Vale zu weben – mit leisen Momenten, starken Bildern und der bekannten Mischung aus Schmerz, Gefahr und Sehnsucht, die Fans der Reihe lieben.

Allerdings – und hier kommt mein Kritikpunkt – bleibt vieles auf der Oberfläche. Wer bereits tief in der Crowns of Nyaxia-Welt steckt, wird diesen Ausflug genießen. Neue Leser:innen hingegen könnten das reichhaltige Worldbuilding vermissen, das in der Hauptreihe so stark ist. Die Kürze der Novelle lässt wenig Raum für komplexe Entwicklungen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte noch etwas mehr atmen darf.

Ein echtes Highlight (ganz buchstäblich): Das Cover. Goldveredelungen, eine wunderschöne Gestaltung – es ist ein Blickfang im Regal und ergänzt die Reihe optisch perfekt.

Six Scorched Roses ist wie ein bittersüßes Dessert – nicht ganz sättigend, aber sehr genussvoll. Für Fans der Reihe ein wundervoller Zwischensnack, der Lust auf mehr macht. Für Neulinge ein stimmungsvoller Einstieg – aber eher als Appetizer denn als Hauptgang.

4/5 Sterne – für düstere Atmosphäre, eine verbotene Liebe und einen Hauch Schmerz zwischen den Zeilen.

Mögt ihr Novellen?

Ich bin da oft zwiegespalten: Wenig Seiten, viel Preis – dafür aber manchmal diese ganz besondere Intensität. Wie steht ihr dazu? Greift ihr gern zu kurzen Büchern, oder mögt ihr lieber 600 Seiten Worldbuilding pur?