„Der Gourmet“ von M.W. Craven

Es gibt Reihen, an denen kommt man auf Bookstagram einfach nicht vorbei. Sie tauchen immer wieder auf, schleichen sich leise auf den SuB – und irgendwann ist der Moment gekommen, an dem man sich denkt: Jetzt oder nie. So ging es mir mit der gefeierten Washington-Poe-Reihe von M.W. Craven. Und was soll ich sagen? Ich bin restlos begeistert. Nachdem mich der erste Band „Der Zögling“ regelrecht süchtig gemacht hat, habe ich sofort zum zweiten Band „Der Gourmet“ gegriffen – und wurde kein bisschen enttäuscht.

„Der Gourmet“ von M.W. Craven – Poe & Tilly sind zurück, und wie!

ÄSchon der Einstieg packt einen wie ein Wirbelsturm. Seit sechs Jahren sitzt der gefeierte Starkoch Jared Keaton wegen des Mordes an seiner eigenen Tochter hinter Gittern. Keine Leiche, keine Zeugen – und dennoch war es Washington Poe, der ihn durch hartnäckige Ermittlungen dorthin gebracht hat. Der Fall galt als abgeschlossen. Bis plötzlich eine junge Frau in einem Polizeirevier auftaucht und behauptet, genau diese Elizabeth Keaton zu sein. Lebendig. Und eine DNA-Analyse bestätigt das Unfassbare: Sie sagt die Wahrheit.

Was auf den ersten Blick nach einem klassischen Cold Case klingt, entpuppt sich schnell als hochkomplexes Verwirrspiel. Denn wie kann jemand gleichzeitig tot und am Leben sein? Poe steht vor einem Rätsel, das seine bisherigen Überzeugungen ins Wanken bringt. Doch zum Glück hat er Tilly an seiner Seite – brillant, unkonventionell, herrlich direkt und einfach nicht mehr aus der Reihe wegzudenken. Die beiden zusammen sind ein Dreamteam, das nicht nur kriminalistisch glänzt, sondern auch mit einem wunderbar schrägen Humor punktet.

Was ich an M.W. Cravens Stil besonders liebe, ist sein Gespür für Tempo. Keine Seite wirkt überflüssig, kein Kapitel zieht sich. Man fliegt durch die Handlung, getrieben von der drängenden Frage: Was ist hier wirklich passiert? Und wie schon im ersten Band gelingt es Craven meisterhaft, diesen schmalen Grat zwischen Spannung, Sarkasmus und emotionaler Tiefe zu gehen. Poe ist rau, eigen, verletzlich. Tilly ist das Gegenteil – analytisch, naiv ehrlich, liebenswert. Ihre Dynamik? Pures Gold.

Das Setting – die raue, karge Landschaft von Cumbria – liefert die perfekte Kulisse für einen Krimi, der mehr ist als bloß ein weiterer Fall. Es geht um Wahrheit und Täuschung, um Vertrauen und Manipulation. Und um die große Frage, wie weit man für Gerechtigkeit gehen darf.

Für mich war „Der Gourmet“ ein Pageturner durch und durch. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen, weil ich es einfach nicht aus der Hand legen konnte. Jede Wendung kam unerwartet, jedes Detail fügte sich am Ende zu einem Bild, das mich staunend zurückgelassen hat.

„Der Gourmet“ ist ein spannungsgeladener, clever konstruierter Kriminalroman mit einer Prise schwarzem Humor und zwei der liebenswertesten Ermittlerfiguren, die das Genre zu bieten hat. Wer britische Krimikunst mit klarem Stil und scharfem Witz liebt, sollte diese Reihe auf keinen Fall verpassen.

4 von 5 Sternen ⭐️⭐️⭐️⭐️ – und die ungeduldige Vorfreude auf Band 3 ist jetzt schon riesig.