„Der dunkle Sommer“ von Vera Buck

Ein Sommer, der nachhallt – düster, intensiv und voller Abgründe

Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr ein Buch aufschlagt und sofort spürt: Das wird was Besonderes? So ging es mir mit „Der dunkle Sommer“ von Vera Buck. Bereits ihre vorherigen Werke haben mich begeistert, doch mit diesem atmosphärischen Thriller hat sie sich in meiner persönlichen Favoritenliste endgültig einen festen Platz gesichert.

Eine Geschichte, die wie flirrende Sommerhitze unter die Haut geht

Vera Buck entführt uns mit ihrem neuen Roman in ein flirrend heißes Geisterdorf in Südfrankreich. Es ist ein Ort, der selbst eine Geschichte zu erzählen scheint – voller Schatten, Erinnerungen und Geheimnisse, die nie ganz verschwunden sind. Mit jeder Seite spürt man die flirrende Hitze, hört die Zikaden, das dumpfe Schlagen der Kirchturmglocken und schmeckt förmlich den Staub auf der Zunge. So lebendig, so greifbar ist ihre Sprache, dass man sich selbst durch die schmalen, verlassenen Gassen wandeln sieht – an Tildas Seite, auf der Suche nach Antworten.

Ein Thriller in drei Stimmen – jede davon fesselnd

Die Geschichte entfaltet sich aus drei verschiedenen Perspektiven: eine in der Gegenwart, zwei in der Vergangenheit – und doch sind alle drei aufs Engste miteinander verwoben. Besonders gelungen fand ich die Art, wie Vera Buck unbekannte Perspektiven einstreut – kleine Kapitel, bei denen man nicht sofort weiß, wer gerade spricht. Sie sind wie Schatten, die sich langsam materialisieren und Stück für Stück ein Bild ergeben. Dieses Spiel mit Identitäten und Unsicherheiten verstärkt die Spannung enorm.

Langsames Erzähltempo, das unter die Haut geht

Was mich besonders beeindruckt hat: Vera Buck nimmt sich Zeit. Sie hetzt nicht durch die Geschichte, sondern lässt ihre Figuren atmen, fühlen, kämpfen. Diese Tiefe macht es möglich, dass man sich als Leser*in vollkommen auf die Emotionen einlassen kann – vor allem auf die Angst, die Unsicherheit und das nagende Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Und obwohl das Erzähltempo eher ruhig ist, kommt niemals Langeweile auf. Im Gegenteil: Es entsteht eine ganz eigene Art von Spannung – subtil, kriechend, aber dafür umso intensiver.

Ein Finale, das überrascht – und atemlos zurücklässt

Gegen Ende entfaltet sich ein Puzzle aus Erinnerungen, Lügen und Wahrheiten, das so raffiniert ist, dass ich gleich mehrere Male innehalten musste. Ich habe gerätselt, mitgefühlt, war wütend und schockiert. Vera Buck liefert nicht nur einen, sondern gleich mehrere Plot Twists, die mich sprachlos gemacht haben. Ja, vielleicht wirkte das eine oder andere Detail am Ende etwas konstruiert – der große Bogen zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist nicht gerade schlicht – aber für mich hat es funktioniert. Es passt zu der Gesamtwirkung des Buches: emotional, überfordernd, erschütternd – genau so, wie ein guter Thriller sein sollte.

Fazit:

„Der dunkle Sommer“ ist mehr als ein spannender Thriller. Es ist eine Reise in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele, in Erinnerungen, die sich nicht abschütteln lassen, und in die Frage, wie viel wir bereit sind zu verdrängen, um weiterzumachen. Vera Buck hat mit diesem Werk eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen, die lange nachhallt.

Für mich war das Buch ein echtes Lesehighlight, das ich kaum aus der Hand legen konnte – intensiv, überraschend und absolut empfehlenswert.

5 von 5 ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Sternen – und eine klare Empfehlung für alle, die Thriller lieben, die mehr können als bloß schocken.