Heute nehme ich euch mal mit. Wohin? An einen magischen Ort, von dem ich viel zu lange nichts wusste – obwohl er gar nicht so geheim ist. Kein verborgener Zauberwald, keine geheime Buchhandlung à la Notting Hill. Nein. Es geht um… Trommelwirbel bitte… den sagenumwobenen Bücherschrank!
Wie oft habe ich euch bewundert – ja, genau euch da draußen in den sozialen Medien – wie ihr lässig am Bücherschrank stöbert, Fundstücke zeigt, Bücher weitergebt, Leseratten glücklich macht. Und ich? Ich saß da, scrollte neidisch durch eure Beiträge und dachte: „Warum eigentlich nicht bei uns? Ich habe doch auch Bücher zu verschenken! Und Leselust im Übermaß!“Schmerzlich vermisst hab ich ihn, diesen schlichten, kleinen, aber grandiosen Ort des literarischen Gebens und Nehmens. Und dann – wie aus dem Nichts – an einem strahlenden Sonntag, irgendwo zwischen Fahrradklingeln, Kindergelächter und Vitamin-D-Overload – da stand er plötzlich. Einfach so. Am Wegesrand. Ein Bücherschrank!
Natürlich bin ich nach der Tour direkt zurück – ohne Fahrrad, dafür mit einem Beutel voll Lesestoff – und habe meine kleine „Lese-ich-nicht-nochmal“-Sammlung feierlich hineingelegt. Stöbern durfte natürlich auch nicht fehlen. Und ja, es gab ein paar echte Schätze. Ich hab zwar diesmal nichts mitgenommen, aber hey – allein das Gefühl, Teil dieses Bücherkreislaufs zu sein, war goldwert!
Und dann frage ich mich wieder: Warum funktioniert das überall – nur bei uns nicht, liebes Selm? Ich hab’s versucht, ehrlich. Ich bin mit Vorschlägen zur Stadtverwaltung, mit Engelsgeduld und Bloggerbegeisterung – aber es gab ein klares: NEIN. Begründung? „Wir haben doch eine Bücherei.“
Aha. Und ich hab auch einen Kühlschrank – heißt trotzdem nicht, dass ich nie essen gehe.
Dabei hat uns doch gerade die Buchmesse wieder gezeigt: Die Menschen lesen. Mit Begeisterung! Mit Leidenschaft! Warum also nicht Raum schaffen, wo diese Liebe spontan geteilt werden kann?
Mein Traum? Ein Bücherschrank für Erwachsene. Einer für Kinder. Und das mitten in Selm. Ein Ort, an dem Geschichten wandern dürfen, ganz ohne Ausweis oder Öffnungszeiten.
Ich bleibe dran. Und wer weiß – vielleicht lesen wir uns irgendwann genau dort. Mit einem Tee in der Hand, dem nächsten Buch unterm Arm… und einem leisen „Na endlich!“ im Herzen.
Gibt’s bei euch eigentlich auch Bücherschränke? Und wenn ja – habt ihr schon mal was richtig Tolles gefunden?