Es gibt Bücher, die polarisieren – und dann gibt es Bücher, bei denen ich mir einfach selbst ein Urteil bilden muss. Wer mich kennt, weiß, dass ich auf die Meinungen anderer nicht allzu viel gebe, sondern lieber meine eigenen Erfahrungen mache. Und genau das habe ich bei der Alex Carter Reihe von Alice Henderson getan. Diese Öko-Thriller werden oft nur durchschnittlich bewertet, aber zum Glück habe ich mich nicht von den allgemeinen Einschätzungen beeinflussen lassen, denn mir hat der erste Band, “Wild”, ausgesprochen gut gefallen!
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Ein rasanter Start in die Wildnis
Von der ersten Seite an befindet man sich mitten im Geschehen. Alex Carter, eine toughe Wildtierbiologin, wird bei einer öffentlichen Ehrung nur knapp von einem Amokläufer verschont. Ein mysteriöser Schütze rettet ihr das Leben, doch dieser Schock sitzt tief. Um Abstand zu gewinnen, nimmt sie ein spontanes Jobangebot an, das sie in die unberührte Wildnis Montanas führt. Was zunächst wie ein ruhiger Forschungsauftrag wirkt, entwickelt sich schnell zu einem fesselnden und dramatischen Thriller, der den Leser kaum Zeit zum Luftholen lässt.
Alex’ Auftrag: die Population der Vielfraße in den Rocky Mountains zu erforschen – eine Aufgabe, die sie allein in einem verlassenen Resort in der Wildnis leben lässt. Doch die Dorfbewohner sind ihr gegenüber alles andere als freundlich, und schon bald wird klar, dass Alex in eine gefährliche Geschichte verwickelt ist. Ihre Überwachungskameras nehmen einen verletzten Mann auf, der durch den Wald irrt, doch als sie nach ihm sucht, bleibt er spurlos verschwunden. Gleichzeitig häufen sich die Übergriffe auf sie, von Sabotage an ihrem Auto bis hin zu einem ausgehungerten Puma, der sie heimsucht. Bald wird Alex klar, dass die Bewohner dieser Wildnis ein düsteres Geheimnis hüten – und sie steckt bereits viel tiefer darin, als ihr lieb ist.Ein unerwarteter Thriller mit Suchtpotenzial
Zu Beginn muss ich gestehen: Das Cover und der Klappentext von “Wild” haben mich nicht direkt angesprochen. Ich erwartete eine leichte Lektüre für zwischendurch, etwas Entspannung nach einem stressigen Tag. Doch ich hätte nicht falscher liegen können! Schon auf den ersten Seiten zog mich die Geschichte in ihren Bann, und was als gemütlicher Lesetag begann, verwandelte sich schnell in ein atemloses Thriller-Erlebnis. Anders als viele andere Bücher, bei denen sich die Spannung erst langsam aufbaut, startet “Wild” direkt auf einem sehr hohen Spannungsniveau und hält dieses bis zum Ende durch. Die Geschichte entwickelt sich immer rasanter, und ehe man es sich versieht, steckt man mitten in einem Geflecht aus Intrigen, Gefahr und Geheimnissen.
Alex Carter – Eine Heldin, die überzeugt
Alex Carter ist eine Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt. Ihre Leidenschaft für den Naturschutz und ihr Engagement für bedrohte Tierarten machen sie zu einer bewundernswerten Figur. Doch Alex ist nicht nur eine entschlossene Wildtierbiologin, die tagelang in der Wildnis lebt und ihren Komfort hinten anstellt – sie ist auch mutig und angstfrei, wenn es um ihre Arbeit geht. In diesem ersten Band dreht sich vieles um den Schutz des Vielfraßes, einer Tierart, die oft übersehen wird. Die Detailtreue und das Wissen über diese faszinierenden Tiere haben mich nicht nur begeistert, sondern mir auch einen neuen Blick auf die Wichtigkeit des Umweltschutzes gegeben.
Als Alex beginnt, die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt ist, ernst zu nehmen, zeigt sich, wie gut die Autorin Spannung und Umweltthemen miteinander verbindet. Die saboteurischen Angriffe und die zunehmende Bedrohung durch die Bewohner der Region lassen einen immer weiter in die Geschichte eintauchen – bis man schließlich, genau wie Alex, nicht mehr sicher ist, wem man noch trauen kann.
Das Ende – Ein fulminanter Abschluss
Ohne zu viel zu verraten: Das Ende dieses Buches ist schlichtweg atemberaubend. Während man die letzten Seiten verschlingt, erhöht sich die Spannung auf ein Level, das den Puls steigen lässt. Alles, was vorher angedeutet wurde, entlädt sich in einem Finale, das mich vollkommen überrascht und fasziniert hat. Die Wendungen und Enthüllungen sind meisterhaft inszeniert und sorgen dafür, dass man das Buch mit einem tiefen Seufzer der Zufriedenheit zuklappt – und sich gleichzeitig auf den nächsten Band freut.
Fazit
“Wild” von Alice Henderson hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Es kombiniert fesselnde Spannung mit einem einzigartigen Setting und einer charismatischen Hauptfigur. Wer auf Öko-Thriller steht, wird hier definitiv auf seine Kosten kommen. Ich habe es bereits in meine Top 10 der Bücher 2021 aufgenommen, vielleicht sogar auf einen der oberen Plätze.
Und für alle, die jetzt neugierig geworden sind: Es handelt sich hier um den Auftakt der Alex Carter Reihe, und es gibt bereits weitere Bände – wenn auch (noch) nicht auf Deutsch. Ich hoffe, das ändert sich bald, denn ich kann es kaum erwarten, zu erfahren, welche Abenteuer Alex Carter als Nächstes erlebt!
Ein Blick hinter die Kulissen
Noch ein spannendes Detail am Rande: Die Autorin Alice Henderson schöpft ihre Inspiration aus erster Hand. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin arbeitet sie als Rangerin in einem Naturreservat, wo sie abgelegene Kameras überprüft, das Verhalten bedrohter Tierarten dokumentiert und Schutzgebiete überwacht. So erklärt sich auch ihre Liebe zur Natur und der Umweltschutzgedanke, der ihre Romane prägt. Diese persönliche Verbindung zu ihrer Protagonistin und ihrer Arbeit gibt den Büchern eine Tiefe, die sie für mich besonders wertvoll macht.
Also: Wer Lust auf einen fesselnden, rasanten Thriller mit einer starken, naturverbundenen Heldin hat, dem lege ich “Wild” von Alice Henderson wärmstens ans Herz!
5 von 5 Sternen für dieses beeindruckende Debüt.