Manchmal taucht ein Roman auf, der nicht einfach nur eine Geschichte erzählt, sondern ein ganzes Genre einmal kräftig durchschüttelt – wie ein gleißender Blitz, der mitten in eine tintenschwarze Nacht fährt. „Lights Out“ ist genau so ein Buch: ein wilder Mix aus düsterer Dark Romance, nervenaufreibendem Thriller-Vibe und einem entwaffnend schrägen Humor, der mich mehr als einmal laut lachen ließ. Es ist eines dieser Werke, die man kaum einordnen kann und die genau dadurch so ungeheuer süchtig machen.
Im Mittelpunkt stehen Aly und Josh – zwei Menschen, die eigentlich in verschiedenen Welten leben, aber durch eine einzige Obsession miteinander kollidieren. Aly arbeitet als Krankenschwester in der Trauma-Abteilung, ein Job, der sie jeden Tag bis an ihre Grenzen bringt. Ihr Ventil? Maskierte Männer, die auf Social Media choreografierte, sündhaft heiße Videos posten. Einer dieser Accounts zieht sie besonders in den Bann: düstere Musik, provozierende Bewegungen, ein Mann hinter einer Maske, dessen Ausstrahlung irgendwo zwischen Gefahr, Erotik und purer Faszination pendelt.
Sie kommentiert seine Videos – frech, verspielt, verführerisch. Und genau damit setzt sie etwas in Gang, das sie eigentlich nie für möglich gehalten hätte.Denn Josh liest ihre Worte. Und er nimmt sie ernst.
Vielleicht ein bisschen zu ernst.
Von hier an entwickelt sich eine Dynamik, die gleichzeitig verstörend, sexy, düster und vollkommen verrückt ist. Josh ist kein klassischer Love Interest. Er ist besessen, impulsiv, gefährlich und doch überraschend liebevoll. Einer dieser Charaktere, die ständig zwischen „Beschützerengel“ und „definitiv ein Problem“ schwanken – und genau deshalb so faszinieren. Aly hingegen ist schlagfertig, eigensinnig und trägt ihre eigenen Narben mit sich herum. Die beiden sind wie zwei Funken, die sich nur berühren müssen, um eine Explosion auszulösen.
Die Autorin spielt brillant mit der Spannung zwischen Fantasie und Realität. Was beginnt wie eine verführerische Nachricht zwischen Online-Fremden, verwandelt sich nach und nach in ein Spiel, bei dem Macht, Kontrolle und Hingabe verschwimmen. Die spicy Szenen sind scharf wie Pfeffer und werden von einer überraschend liebevollen, humorvollen Komponente begleitet, die das Buch komplett besonders macht.
Doch „Lights Out“ wäre keine Dark Romance, wenn alles beim Prickeln bliebe. Während Aly und Josh sich in ihren düstersten Sehnsüchten verlieren, schleicht sich ein weiterer Schatten in die Geschichte. Jemand beobachtet Aly. Jemand, dessen Fantasien deutlich finsterer und gefährlicher sind als alles, was zwischen ihr und Josh geschieht. Diese Wendung hebt die Geschichte auf ein neues Level – plötzlich wird alles größer, härter, bedrohlicher.
Und ich war mittendrin, vollkommen gefangen.
Das Beeindruckendste an diesem Roman ist die Art, wie Navessa Allen Licht und Dunkelheit miteinander verwebt. Eine Szene, die einen kichern lässt, wird unmittelbar von einem Moment abgelöst, der Gänsehaut verursacht. Der Humor ist frech und schwarz wie Espresso, die Spannung dagegen greifbar und pulsend. Diese Mischung macht das Buch zu einem Erlebnis, das man kaum aus der Hand legen kann.
Auch stilistisch liefert das Buch genau das, was Dark-Romance-Fans lieben: modern, direkt, intensiv, mit einem Touch TikTok-Flair und einer gehörigen Portion Wahnsinn – im besten Sinne. Die Atmosphäre ist urban, anonym und glitzernd gefährlich. Alles fühlt sich rau an, atemlos, ein bisschen verboten.
„Lights Out“ ist nichts für Zartbesaitete. Es ist scharf, düster, sexy, moralisch fragwürdig – und gleichzeitig so überraschend herzhaft komisch, dass es schon wieder genial ist. Ein Buch wie ein Chili Mule: brennend, prickelnd, mit einer süchtig machenden Note, die lange nachklingt.
Wer Dark Romance liebt, Humor mit schwarzer Seele feiert und keine Angst vor gefährlichen Fantasien hat, wird hier ein echtes Highlight finden.
Ein Buch, das provoziert.
Ein Buch, das fesselt.
Ein Buch, das man auch nach der letzten Seite nicht so schnell abschüttelt.
