Seid ihr Team britische Thriller oder eher nordisch-düster?
Ich für meinen Teil liebe britische Thriller einfach! Dieses ganz spezielle Flair – neblige Küsten, kleine Dörfer, schrullige Nebenfiguren und ein Ermittler mit mehr emotionalem Ballast als Urlaubstagen. Genau mein Ding. Und da die Detective Robert Kett-Reihe bisher noch nie schlechter als 3,5 Sterne abgeschnitten hat, war klar: Der vierte Band musste bei mir einziehen.
Alex Smith – ‚Die Stimmen, die dich rufen‘
Schon der Titel klingt nach Gänsehaut, oder? Und genau das bekommt man auch.
Detective Chief Inspector Robert Kett ist eigentlich am Ende seiner Kräfte. Seine Frau wurde entführt, wochenlang war er in Angst – und jetzt ist sie endlich zurück. Doch wer glaubt, dass danach einfach alles wieder gut ist, irrt. Die Wunden sind tief, und Kett selbst steht am Rand des Zusammenbruchs. Vom Dienst suspendiert, will er sich eigentlich nur um seine Kinder kümmern und an der Küste von Norfolk ein bisschen zur Ruhe kommen. Aber wie das eben so ist: Kaum hat er die Füße im Sand, stolpert er direkt in den nächsten Albtraum.
Vier Teenager sind spurlos verschwunden. Was harmlos mit einem alten Kassettenrekorder begann, entwickelt sich schnell zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Und das Perfide daran? Der Mann, der die Jugendlichen entführt hat – ist bereits tot.Was folgt, ist ein düsterer, atmosphärischer Fall, der Kett an seine Grenzen bringt – körperlich, seelisch, moralisch. Ich liebe, wie Alex Smith diese Mischung aus persönlicher Verletzlichkeit und professioneller Stärke einfängt. Kett ist kein aalglatter Ermittler, kein cooler Actionheld, sondern ein Mensch, der kämpft – um Gerechtigkeit, um seine Familie, um sich selbst.
Der Schreibstil ist wie immer flüssig und fesselnd. Smith schafft es, die Stimmung eines nebligen Küstendorfs so lebendig einzufangen, dass man beim Lesen fast das Salz auf der Zunge schmeckt. Dennoch: Einige Passagen wirkten etwas konstruiert, und an manchen Stellen hätte ich mir mehr Fokus gewünscht. Aber die Spannung und die emotionale Tiefe machen das wieder wett.
Für mich ist „Die Stimmen, die dich rufen“ kein nervenzerfetzender Hochglanzthriller, sondern ein Charakter-getriebener Krimi mit Thriller-Elementen – mehr BBC-Crime als Hollywood-Action. Ruhiger, intensiver, mit viel Gefühl und genau der richtigen Portion Dunkelheit.
Ich mochte besonders, wie Alex Smith den Fokus auf Ketts Familie legt. Das Chaos, die Kinder, die Versuche, Normalität inmitten des Grauens zu bewahren – das alles wirkt ehrlich, greifbar und menschlich.
Ein atmosphärischer, emotionaler Thriller mit Tiefgang. Kein Buch, das dich um den Schlaf bringt, aber eines, das dich beschäftigt – auch nach der letzten Seite.
⭐️⭐️⭐️⭐️ / 5
Und jetzt seid ihr dran:
Wie steht ihr zu britischen Thrillern? Seid ihr Fans von Ermittlern mit Ecken, Kanten und Familienchaos – oder mögt ihr lieber die knallharte Action-Variante mit Hochspannung nonstop?
Verratet mir euer liebstes Thriller-Setting – Nebel, Highlands, London oder doch lieber nordisch kühl? Ich bin gespannt auf eure Empfehlungen!
