Ich sag’s mal ganz unromantisch direkt: „Enchantra - Verrate die Liebe, rette dein Herz“ von Kaylie Smith hat Band 1 nicht nur übertroffen – es hat ihn komplett in den Schatten gestellt. Und das sage ich nicht leichtfertig, denn wie oft ist der zweite Teil einer Reihe wirklich besser? Eben.
Diesmal steht Genevieve – oder wie wir sie inzwischen nennen: Vivi – im Mittelpunkt. Ophelias Schwester, ein Charakter mit Biss, Stil und einem Faible für Outfits, bei denen man sich fragt, ob sie wohl vor oder nach der Lebensgefahr ausgesucht wurden. Ihre Spurensuche führt sie nach Enchantra, ein traumhaftes Anwesen in Italien, das gleichzeitig so gefährlich ist, dass selbst die Romantik-Postkarte im Briefkasten eine Warnung tragen sollte.
Kaum angekommen, steckt Vivi in einem Spiel, das tödlicher nicht sein könnte. Jede Bewegung wird beobachtet, jedes Wort gewogen – und als wäre das nicht genug, muss sie sich mit Rowin zusammentun. Rowin, der aussieht, als wäre er direkt aus einem „Dunkler, geheimnisvoller Typ“-Pinterest-Board entlaufen, nur eben mit mehr Arroganz und weniger Geduld. Gemeinsam sollen sie das Publikum davon überzeugen, dass sie unsterblich ineinander verliebt sind. Blöd nur, dass die Wahrheit irgendwo zwischen „Er bringt mich um“ und „Ich will ihn trotzdem küssen“ liegt.
Was mich an Band 2 so gepackt hat, war die Stimmung. Alles ist düsterer, dichter, gefährlicher. Während mich Teil 1 ab und zu ein bisschen zu sehr in diese „too-much-Spice“-Richtung gedrängt hat (ihr wisst ja: absolut nicht mein Vibe), hat Enchantra mich jetzt komplett abgeholt. Hier stimmt die Mischung: Spannung, Emotionen, Intrigen – und diese herrlich fiesen Momente, in denen man wirklich nicht weiß, ob das nächste Kapitel Herzklopfen oder Herzschmerz bringt. Genau das macht den Reiz aus: Du bist gefangen zwischen Hoffnung und Panik, willst einerseits alles wissen und andererseits am liebsten kurz das Buch zuklappen, um dich seelisch zu wappnen… machst es natürlich trotzdem nicht, weil du sofort weiterlesen musst.
Vivi und Rowin haben eine Dynamik, die man einfach fühlen kann. Jede Szene zwischen den beiden knistert – mal vor Anziehung, mal vor Wut. Diese ständige Gratwanderung zwischen „Ich brauche dich“ und „Ich will dich verfluchen“ macht süchtig.
Das Setting? Italien, aber in der Version, die keine Werbebroschüre druckt: Schatten in den Fluren, flüsternde Magie in den Wänden, eine Familie, die sich mit Intrigen die Zeit vertreibt, weil „Netflix“ für Unsterbliche offenbar zu langweilig ist.
Und ja, Kaylie Smith hat es geschafft, mich mehrfach eiskalt zu erwischen. Plottwists, die man nicht kommen sieht, und Szenen, bei denen ich dachte: „Moment … DAS machen wir jetzt wirklich?“ – genau mein Ding.
„Enchantra“ ist für mich Dark Romantasy vom Feinsten. Wer toxische Machtspiele, gefährliche Bündnisse und dieses köstliche Hin und Her zwischen Hass und Anziehung liebt, sollte hier unbedingt zugreifen. Für mich ein würdiger zweiter Band – düsterer, spannender und mit genau der richtigen Menge „Oh nein… oh ja!“.
4,5/5 ⭐️ – und ich bin schon jetzt bereit für Band 3.