Vor rund zwei Jahren habe ich Zu wenig Zeit zum Sterben, den ersten Band der Eddie-Flynn-Reihe von Steve Cavanagh, gelesen. Damals war ich noch nicht wirklich auf die Welt von Cavanaghs Justizthrillern eingestellt – aber nachdem ich die nachfolgenden Bände verschlungen habe, kann ich sagen: Der Auftakt ist vielleicht nicht ganz auf dem Niveau der späteren Bücher, aber dennoch absolut lesenswert!
https://www.penguin.de/buecher/steve-cavanagh-zu-wenig-zeit-zum-sterben/taschenbuch/9783442494040
Der Roman beginnt mit einem Knall: Eddie Flynn, ein ehemaliger Strafverteidiger, der geschworen hat, nie wieder vor Gericht aufzutreten, wird plötzlich von der Russenmafia erpresst. Olek Volchek, der mächtige Kopf des New Yorker Syndikats, steht wegen Mordes vor Gericht und droht, Eddies Tochter Amy umzubringen, falls er ihn nicht verteidigt. Flynn hat nur 48 Stunden Zeit, um das Unmögliche zu schaffen: Volchek vor der Todesstrafe zu bewahren, seine Tochter zu retten und nebenbei einen Plan zu schmieden, um Volchek endgültig auszuschalten.
Was mich überrascht hat, war das Tempo dieses Thrillers. Vom ersten Moment an ist man in einer Achterbahnfahrt aus Nervenkitzel, Spannung und unerwarteten Wendungen gefangen. Cavanagh legt hier einen Thriller vor, der zwar weniger auf die juristischen Feinheiten setzt, die seine späteren Bücher auszeichnen, aber dafür durch pure Action und schier endlose Twists besticht. Eddie Flynn ist in diesem Buch weniger der geniale Anwalt, den wir aus Thirteen oder Fifty-Fifty kennen, sondern eher ein Actionheld à la Bruce Willis – mit allen dazugehörigen halsbrecherischen Stunts und kniffligen Situationen.
Dennoch gibt es einige Kritikpunkte: Die Gerichtsszenen, die in den späteren Bänden zu den absoluten Highlights gehören, kommen hier etwas zu kurz. Das Juristische bleibt im Hintergrund, was ich besonders schade fand, da Cavanagh in diesen Passagen wirklich glänzt. Außerdem wirkt die Handlung stellenweise etwas unrealistisch, was den Charme eines Justizthrillers für mich minderte. Eddie als cleverer Anwalt überzeugt mich persönlich mehr als Eddie im Actionhelden-Modus.
Trotzdem bleibt Zu wenig Zeit zum Sterben ein starker Thriller, der vor allem durch sein schnelles Tempo und die fesselnde Handlung punktet. Die Spannung bleibt hoch, Langeweile kommt definitiv nicht auf. Auch wenn Band 1 für mich nicht ganz das Niveau der späteren Bücher erreicht, bietet er dennoch gute Unterhaltung und ist ein solider Start in die Reihe.
Wer auf actionreiche, temporeiche Thriller steht, wird bei Cavanaghs Erstling voll auf seine Kosten kommen. Wer sich jedoch mehr auf die raffinierten Gerichtsszenen freut, sollte seine Erwartungen etwas drosseln. Für mich war es ein spannender Einstieg in die Eddie-Flynn-Reihe, auch wenn die späteren Bände für mich noch mehr zu bieten haben. Ich vergebe solide 4 von 5 Sternen.