Christina Henry – Das flüsternde Haus

Es ist nicht mein erstes Buch von Christina Henry, und die Vorfreude auf einen gruseligen Herbstroman war riesig. Schon der Buchschnitt und das Cover haben meine Aufmerksamkeit erregt – düster, mysteriös und passend zur Halloween-Zeit. Aber wie so oft im Leben zählt nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch die inneren Werte. Leider blieb der Inhalt hinter meinen Erwartungen zurück.


https://www.penguin.de/buecher/christina-henry-das-fluesternde-haus/buch/9783764533199


Das flüsternde Haus dreht sich um Harry Adams, eine junge Mutter, die große Horrorfilm-Fan ist. Kein Wunder also, dass sie den Job als Haushaltshilfe bei dem berühmten Horrorfilm-Regisseur Javier Castillo annimmt. Seine Villa ist genauso unheimlich, wie man es sich vorstellt – vollgestopft mit gruseligen Requisiten, Masken und Kostümen. Doch schon bald hört Harry seltsame Geräusche hinter einer verschlossenen Tür. Was zuerst wie eine alltägliche Anstellung wirkt, entwickelt sich langsam zu einem verstörenden Rätsel. Sind es wirklich nur die Filmrequisiten, oder lauert in der Villa etwas viel Bedrohlicheres?


Das Buch beginnt vielversprechend und die Idee einer gruseligen Villa eines Horrorfilm-Regisseurs, in der düstere Geheimnisse lauern, weckte sofort meine Neugier. Doch obwohl im Buch viel passiert, bleibt der erwartete Nervenkitzel größtenteils aus. Es gibt spannende Momente, die aber nie wirklich die Schwelle zum echten Grusel überschreiten. Erst gegen Ende nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf, doch das war für mich zu spät, um das zuvor eher gemächliche Tempo auszugleichen.


Die Kapitel wechseln zwischen Harrys Gegenwart, in der wir sie als alleinerziehende Mutter begleiten, ihrer Vergangenheit, die uns zeigt, wie sie zur Horror-Fanatikern wurde, und schließlich Javier Castillos düstere Vergangenheit. Diese Wechsel halten die Spannung zwar aufrecht, aber gerade durch Javiers Vergangenheit hätte ich mir deutlich mehr düsteren Tiefgang gewünscht. Immerhin reden wir von einem Horrorfilm-Regisseur, der in einer alten Villa lebt – da erwartet man Geister, unerklärliche Phänomene und düstere Geheimnisse. Doch davon gab es leider viel zu wenig.


Harry als Protagonistin war mir sehr sympathisch. Sie ist stark, mutig und trägt ihre Verantwortung als alleinerziehende Mutter mit beeindruckender Gelassenheit. Auch der flüssige Schreibstil von Christina Henry lässt sich angenehm lesen – kurzweilig und ohne unnötige Ausschweifungen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, auch wenn ich mir bei Javier mehr Tiefe und Unberechenbarkeit gewünscht hätte.


Leider blieb der erhoffte Grusel auf der Strecke. Ich hatte bei einer Horror-Geschichte in dieser Umgebung erwartet, dass ich zwischendurch das Buch zur Seite legen müsste, weil es einfach zu unheimlich wird. Doch die gruseligen Momente waren rar und verflogen schnell, ohne eine nachhaltige Wirkung zu hinterlassen. Auch das Ende, obwohl durchaus spannend, konnte den lahmen Mittelteil nicht mehr retten.


Das flüsternde Haus war für mich eine kleine Enttäuschung, vor allem, weil ich durch Christina Henrys frühere Werke mit höheren Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Es ist kein schlechtes Buch – für Leser, die eine leichte, atmosphärische Geschichte mit einem Hauch von Horror suchen, könnte es genau das Richtige sein. Aber wer, wie ich, auf intensiven Grusel und überraschende Wendungen hofft, wird hier leider enttäuscht. Für mich war es ein netter Herbstroman, aber kein Buch, das lange im Gedächtnis bleibt.


3 von 5 Sternen – solide, aber leider ohne den erwarteten Gruselfaktor. 👻